fullscreen: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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Zweite Periode der neueren Geschichte. 
Die letzten 
Jahre der 
Kaiserin 
Maria 
Theresia. 
erledigt wurde, verlangte die russische Kaiserin Katharina II., welche 
die innere Zwietracht Polens aus eigennützigen Absichten schürte (S. 165), 
die Krone für ihren Günstling, den Grafen Stanislaus Poniatowsky, 
welcher früher Gesandte an ihrem Hofe gewesen war. Als russische 
Truppen in Polen einrückten, um Katharinas Wunsch Nachdruck zu 
geben, ward Poniatowsky gewählt. Allein der größere Theil der 
Nation war unzufrieden über diese unfreie Wahl, einigte sich zu einer 
Verbindung, Conföderation genannt, und erregte einen blutigen Bürger¬ 
krieg. Rußland mehrte die Zwietracht fortwährend zu derselben Zeit, 
wo es die Türken bekriegte. Es hoffte, Preußen und Oestreich werde 
zu einer Theilung Polens zu gewinnen sein, und fand Preußen ge¬ 
neigt. Maria Theresia war, 'so lange ihr Gemahl lebte, diesem Plane 
durchaus abgeneigt*). Als aber Joseph II. 1769 an dessen Stelle 
trat, wurden er und Kaunitz bald gewonnen. Der Letztere hielt es 
für rathsam, die zwischen Oestreich und Preußen herrschende Spannung 
beizulegen und eine engere Verbindung anzubahnen. Darum mußte 
Joseph II. 1769 den König von Preußen in Neisse besuchen, und im 
folgenden Jahre erwiderte Friedrich diesen Besuch in des Kaisers Lager 
bei Neustadt in Mähren. Dieser Zusammenkunft wohnte auch Kaunitz 
bei. Im Sommer 1772 waren Rußland, Oestreich und Preußen 
einig und theilten ungefähr 4500 Ouadratmeilen unter sich. Rußland 
erhielt den größten, Oestreich den fruchtbarsten und Preußen den kleinsten 
Theil von Polen, welches fortan nur noch 9570 Quadratmeilen um¬ 
faßte. Dies war die erste Theilung Polens. 
Die Theilnahme Maria Theresias an der Theilung Polens und 
ihre Einwilligung zur Vertreibung der Jesuiten waren ihre letzten 
wichtigen Negierungshandlungen in ihrem vielfach bewegten Leben. Sie 
hatte erst ihr 64. Jahr erreicht, als ihre sonst feste Gesundheit zu 
wanken begann. Eine hartnäckige Erkältung, welche sie sich bei einer 
Prozession zugezogen hatte, führte ihren Tod herbei (1780). Allge¬ 
mein war die Trauer im ganzen Lande, als die edle Fürstin, die 
Beschützerin des Rechtes, die Mutter der Armen, verschieden war. 
*) Maria schrieb in dieser Angelegenheit an Kaunitz: „In dieser Sach, wo 
nit allein das offenbare Recht himmelschreyent wider Uns ist, mueß be- 
khenncn, daß zeitlebens nit so beängstigt mich befunten und mich sehen 
zu lassen schäme. Bedenkh der Fürst, waß wir aller Welt für ein 
Exempel geben, wenn wir um ein ellendes stück von Pohlen oder von der 
Moldau und Walachey unser ehr und reputation in die schanz schlagen. 
Ich merkh woll, daß ich allein bin und nit mehr en viZuour, darum lasse 
ich die Sachen, jedoch nit ohne meinen größten Gram, ihren Weg gehen."
	        
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