Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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Dritte Periode der neueren Geschichte. 
Der Aufstand 
der Griechen 
1821-1827. 
Die 
Befreiung 
Griechen, 
lands vom 
türkischen 
Joche 
Bundestag zu Frankfurt den 13. Artikel der Bundesacte von der Ein¬ 
führung landständischer Verfassungen zur Berathung empfahl. Dieser 
letzte schwierige Punkt veranlaßte noch im nämlichen Jahre einen be¬ 
sonderen Ministereougreß sämmtlicher deutscher Bundesstaaten zu Wien, 
dessen Beschlüsse als die Schlußakte des deutschen Bundes einstimmig 
angenommen wurden. Sie zielten hauptsächlich dahin, den Landständen 
der einzelnen Staaten, welche allmählich ins Leben traten, jegliche Ein¬ 
mischung in allgemeine deutsche Angelegenheiten zu entziehen, sowie die 
Souverainität den Ständen gegenüber durch Verheißung der Bundes¬ 
hülfe zu heben. 
Schon seit der Eroberung Constantincpels schmachteten unsere 
Glaubensbrüder, die Griechen, unter dem Joche der Türken, des Erb¬ 
feindes des Christenthums. 1814 war zu Wien zur Zeit des Congresses 
von dem russischen Staatssecretär Grafen Capodistrias und dem in 
Pisa lebenden Erzbischof Ignatius unter dem Namen Hetäria ein ge¬ 
heimer Bund gestiftet worden, welchem nicht nur die angesehensten 
Griechen, sondern auch einflußreiche Männer anderer Nationen ange¬ 
hörten. Dem ursprünglichen Zwecke, das griechische Volk durch wissen¬ 
schaftliche Lehranstalteu und Volksschulen zu bilden, gesellte sich bald 
ein anderer bei, das türkische Joch von Griechenland abzuschütteln. 
Man baute auf Hülfe von Rußland und auf die Ohnmacht der Türken. 
Der Aufstand begann unter den Griechen in der Moldau und 
Wallachei, wo der Sohn eines ehemaligen Hospodars der Wallache!, 
Alexander Apsilanti, ein russischer Generalmajor, die Griechen zur Ab- 
werfung des türkischen Joches aufforderte. Vou allen Seiten stürmten 
heldenmüthige Schaaren zu seinen Fahnen, mit denen Npsilauti die 
Türken zu bezwingen hoffte. Im Peloponnes, in Hellas und Thessalien, 
auf den Inseln entbrannte zu gleicher Zeit der Aufruhr. Allein die 
Griechen fanden nirgends Beistand, im Gegentheil erklärten die auf 
dem Congresse zu Laibach versammelten Monarchen auf Metternichs 
Rath, daß sie die revolutionäre Bewegung der Griechen nicht unter¬ 
stützen würden. Bei Galacz und bei Dragaschau ward die heilige 
Schaar der Hetäristen aufgerieben; Npsilauti floh nach Siebenbürgen, 
wo er verhaftet wurde und vier Jahre in östreichischer Gefangenschaft 
schmachtete. Der Sultan richtete nach diesen Vorgängen unter den zu 
Constantinopel wohnenden Griechen ein furchtbares Blutbad an, weil 
er sie mit den revolutionären Bewegungen ihrer Glaubensbrüder ein¬ 
verstanden erklärte. Viele Familien wurden ermordet oder beraubt und 
verbannt, der 72jährige Patriarch von Constantinopel am Ostertage 
vom Hochaltare gerissen und mit seinen Bischöfen am Haupteingange
	        
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