Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
In Mexico hatten die Rechtsverletzungen gegen europäische Mächte
das bewaffnete Einschreiten der Spanier, Engländer und Franzosen ver¬
anlaßt (1862). Die beiden ersteren Mächte zogen sich jedoch bald
zurück, und die Franzosen setzten allein den Krieg fort. Napoleon III.
suchte seinen Plan, Mexico zu einer Monarchie unter dem östreichischen
Erzherzog Ferdinand Maximilian, ältester Bruder des Kaisers Franz
Joseph zu erheben, durchzusetzen, und im Juni 1864 nahm dieser unter
sehr mißlichen Verhältnissen sein neues Reich in Besitz. Aber nach dem
Abzug der Franzosen hatte Maximilian das Unglück, in feindliche Ge¬
fangenschaft zu gerathen und ward (19. Juni 1867) erschossen.
§. 36. Die Bildung im 19. Jahrhundert.
Auf Schiller und Goethe war die romantische Schule gefolgt und Die roman¬
halte die Einheit der Kunst und des Lebens erstrebt. Religion, Poesie, tli^e ei,uie'
Leben, Alles sollte harmonisch mit einander aufgehen, christliche Kunst
alle Zustände und Bestrebungen des Lebens durchdringen. Die Ro¬
mantiker, welche das klassische Alterthum seines Einflusses zu berauben
suchten, strebten mit Abstreifung alles Irdischen nach idealem Auf¬
schwünge und fanden in phantastischen Träumereien und in weicher
Sentimentalität Befriedigung. Das Mittelalter mit der Herrlichkeit
der Kirche und des Ritterthnnis war der Stoff der romantischen Poesie.
Die romantische Schule, wozu insbesondere August Wilhelm von Schle¬
gel, Friedrich von Schlegel, Novalis oder Friedrich von Hardenberg,
Ludwig Ticck, Ludwig Joachim von Arnim und Clemens Brentano,
Hölderlin, Ernst Schulze, Adalbert von Chamisso und Andere gehören,
hat das große Verdienst, die Liebe zu den älteren deutschen Dichtungen
wieder angeregt, den Wortschatz unsrer Sprache entwickelt und durch
gewandte Behandlung des Rhythmus und des Reimes die Biegsamkeit
der Form gezeigt zu haben. Jnimerhiu verdankt die Poesie den Ro¬
mantikern manche wohlthätige Anregung, und auch die Sprachforschung
der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm lehnt sich an sie an.
Der deutsche Befreiungskampf regte Moritz Arndt, Friedrich von Naterländt-
Stägemann und Theodor von Körner zu kräftigen Kriegsliedern an. scheDlchtung-
Anch Max von Schenkendorf und Friedrich Rückert sangen vaterländische
Lieder; letzterer wandte sich später zur Uebertraguug orientalischer Dich¬
tungen und zeigte sich hierin als unübertroffener Meister. Auch Graf
August von Platen verdient als Meister der dichterischen Form und
Gegner der späteren Romantiker lobende Erwähnung, wenn er schon
in seinen Poesien zuweilen nicht über die prosaische Wirklichkeit hinüber