Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

Von der Reformation bis znm westfälischen Frieden. 
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den Rückweg anzutreten. Deßhalb segelte er um Schottland herum, welche Sturm 
Ein furchtbarer Sturm zerstreute die Flotte, versenkte viele Schisse, 
schleuderte sie auf Felsen und Untiefen und trieb nur armselige Ueber- 1588. 
reste der stolzen Armada zur spanischen Küste. Als der Herzog Me¬ 
dina Sidonia zitternd vor Philipp niederfiel, sagte der finstere Gebieter- 
wider Erwarten: „Stehen Sie auf; ich habe Sie zuin Kampfe gegen 
Menschen, nicht gegen Sturm und Klippen ausgeschickt!" Der Krieg 
dauerte noch einige Jahre fort und war Spaniens Handel, seinen 
Colonieen in Amerika und seiner Flotte sehr nachteilig. Seit jener England 
Zeit ist England durch Elisabeths Energie als Seemacht an Spaniens "^“ä 
Stelle getreten und in fernen Welttheilen der mächtigste Staat 
Europa's geworden. 1583 bildete sich die erste Handelsgesellschaft nach 
der Levante, und 1500 empfing die ostindische Handelskompagnie ihr 
erstes Privilegium, welches sie erst 1858 der Krone zurückgegeben hat. 
Unter Elisabeths langjähriger Regierung nahmen neben dem natio- Franz Bacon 
nalen Gefühl auch Kunst und Wissenschaft einen höheren Aufschwung, ^"nke?und' 
wie uns die unsterblichen Werke zweier der größten Männer jener Naturforscher 
Zeit beweisen, des Franz Bacon und William Shakespeare. Franz 
Bacon, der Sohn von Elisabeths Großkanzler und der Königin Lieb¬ 
ling, ward selbst zu den höchsten Ehrenstellen erhoben und zeichnete sich 
durch seine Forschungen auf dem Gebiete der Philosophie vorzugsweise 
aus. Er suchte darzuthun, daß Beobachtung der Natur der einzige 
Weg zur Wahrheit sei, daß mau Beobachtungen anstellen und Versuche 
machen müsse, um Unbekanntes zu ergründen. Seine Thätigkeit er¬ 
streckte sich auf alle Zweige des Wissens, vornehmlich auf Naturwissen¬ 
schaften. Da er wenig von Mathematik verstand, so dürfen wir unö 
nicht wundern, daß er gegen die Lehre des Nikolaus Kopernikus auf¬ 
trat. Bacon ist der Vorläufer Isaak Newtons (1642 —1727), dem 
es gerade vorbehalten war, der Hauptvertheidiger und Beweisführer 
des Kopernikanischen Weltsystems zu werden. William Shakespeare William 
(1564—1616) war der Sohn eines Handschuhmachers in Strattford, 
und 1586 nach London gekommen, wo er sich dem Theater als englische 
Schauspieler und Schauspieldichter zuwandte. Von seinen Lebensver- 
hältnissen weiß man wenig. Elisabeth schätzte ihn hoch und freute sich, 
baß Shakespeare auch zu äußerem Wohlstand gelangte. Wir besitzen 
von ihm 37 dramatische Werke, unter denen Macbeth, König Lear, 
Othello, Hamlet und Romeo und Julie die bedeutendsten Tragödien 
find. Von seinen historischen Stücken beschäftigen sich drei (Coriolanus, 
Julius Cäsar, Antonius und Cleopatra) mit Stoffen aus der röniischen,
	        
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