Object: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

Die Hugenotten in Frankreich. 
61 
fach geschehen; die Hugenotten hatten in Nimes die Michelade gemacht 
und 80 der vornehmsten Katholiken ermordet, der Herzog von Guise 
wurde vor Orleans gemeuchelt und diese That von Koligni gebilligt, 
Kondv wurde als Gefangener erschossen u. s. w., so daß die Bluthochzeit 
nur als das größte dieser Verbrechen und Friedensbrüche dasteht. Sie 
war ein meuchlerischer Vernichtungsschlag gegen die Hugenotten, die 
gleichzeitig im ganzen Lande ihrer Häupter und aller Männer von eini¬ 
ger Bedeutung beraubt werden sollten. Der Hof hatte das Verbrechen 
eingeleitet und sorgte auch für die Ausführung. Bei den fremden 
Höfen wurde es auf verschiedene Weise bemäntelt: in London wurde es 
als ein Ausbruch unbezähmbarer Volkswuth erklärt, im protestantischen 
Deutschland hingegen die Nachricht verbreitet, der große Mord sei von 
Spanien, Rom und den Guisen angelegt worden, Papst Gregor XIII. 
aber wurde officiell berichtet, in jener Nacht sei eine große Verschwörung 
gegen das Leben des Königs und der königlichen Familie entdeckt und 
bestraft worden, so daß „der Papst genöthigt ward, gegen sein durch das 
Morden empörtes Gefühl voll inneren Schmerzes und mit thränenden 
Augen Kirchenfaste halten zu lassen" (Schlosser, Weltgeschichte, Bd. XIII., 
Seite 62). 
Anfangs that der Schrecken der Bluthochzeit große Wirkung; Hein¬ 
rich von Navarra, seine Schwester und Kondo wurden wieder katholisch, 
dasselbe thaten viele andere Hugenotten und noch mehrere flüchteten sich 
aus Frankreich. Aber in anderen Gegenden setzten sie sich zur Wehre, und 
la Rochelle, wohin sich viele Geistliche und Edelleute geflüchtet hatten, konnte 
von den königlichen Truppen nicht bezwungen werden. Die Hugenotten 
fochten in diesem Kriege noch viel erbitterter als in den früheren, denn 
durch die Bluthochzeit waren sie im höchsten Grade gereizt, und wenn 
sie auch keine entscheidende Siege errangen, so wiesen sie dafür die mei¬ 
sten Angriffe blutig zurück. Durch das Edikt von Boulogne 1573 
wurde dieser vierte Bürgerkrieg beendigt; die Hugenotten erhielten als 
Sicherheitsplätze la Rochelle, Nimes und Montauban sowie Gewissens¬ 
freiheit im ganzen Lande. Den Frieden benutzten sie um ihre Streit¬ 
kräfte zu organisieren, so daß sie als eine schlagfertige Macht mitten in 
dem Königreiche dastanden. Nun wagten sie auch Forderungen an den 
König, welche dieser in keinem Falle bewilligen konnte: außer den Si¬ 
cherheitsplätzen verlangten sie die Besetzung von zwei Städten in jeder 
Provinz und zwar sollte der König die Mannschaft bezahlen, ebenso in 
jeder Provinz ein aus lauter Hugenotten bestehendes Parlament, so daß 
sich Frankreich in ein hugenottisches und ein katholisches spalten mußte. 
Der König sagte nicht zu und schlug nicht ab, die Hugenotten aber ver¬ 
standen dies und die südfranzösischen heißblütigeren vereinigten sich durch 
ihre Deputierten zu einem Bunde, der nichts anderes als eine Republik
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.