Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. re.
93
6. Heinrich IV. Ende. Heinrich V. (1106—1125).
Während Heinrich in Italien kriegte, wählten seine Gegner in Hermann von
Deutschland den Grafen Hermann von Luxemburg zum König; man
nannte ihn, da er zu Eisleben, wo viel Knoblauch wächst, gewählt lauchskomg"
worden war, spöttisch nur den Knoblauchskönig. Da er aber seine
Würde selbst niederlegte (1087), so verzieh ihm Heinrich. Auch Otto zeihung.
von Nordheim war gestorben, und ein neuer Eegenkönig, Egbert von
Meißen, von den Leuten der Aebtissin Mathilde von Ouedlinburg in
einer Mühle getödtet worden (1089). So sah Heinrich sich seiner
größten Gegner in Deutschland entledigt; allein die Päpste fuhren in
Gregors Sinne fort, ihn zu verfolgen und zu bannen, und hatten
namentlich die Geistlichkeit auf ihrer Seite.
Zunächst gewann die Markgräfin Mathilde den ältesten Sohn Konrad
Heinrichs, Konrad, für die päpstliche Partei und reichte in ihrem 43.
Jahre dem jungen Herzog Welf von Baiern ihre Hand, um einen neuen Vater.
Verbündeten zu gewinnen. Konrad empörte sich gegen seinen Vater,
und da er schon zu dessen Nachfolger gewählt worden war, so wurde
der Verräther abgesetzt und sein jüngerer Bruder Heinrich zuin Erben
der Krone ernannt. Dieser schwur dem unglücklichen Vater einen
heiligen Eid, er wolle nie den Weg des Bruders gehen und nie bei
Lebzeiten seines Vaters die Regierung des Reichs begehren. Schmählich
hat er seinen Schwur später gebrochen!
Konrad starb 1101. Herzog Welf hatte Mathilde geheirathet, Dl- für die
weil er Erbe ihrer ungeheuren Güter zu werden hoffte. Allein wie Hierarchie
sehr hatte er sich täuschen lassen! Die Gräfin hatte bereits ihre sämmt- Mathilde
lichen Besitzungen dem römischen Stuhle vermacht und gab es nicht
einmal zu, daß ihr Gemahl dieselben bei ihren Lebzeiten verwaltete.
Darum trennte sich Welf von ihr und wurde von nun an des Kaisers
bester Freund und Bundesgenosse.
Die päpstliche Partei wandte sich hierauf an den jungen König und ihre
Heinrich und wiegelte ihn gegen den Vater auf. Der meineidige
Sohn bekriegte den Vater, und als derselbe von seinen Leuten schmäh-rich v. gegen
lich im Stiche gelassen worden war und fliehend den Rhein erreicht buc"
hatte, schrieb Heinrich V. einen Reichstag nach Mainz aus. Da er- bruch auf.
scholl die Kunde, Heinrich IV. nahe mit einem Heere. Der heuch¬
lerische Sohn täuschte den Vater abermals, söhnte sich mit ihm scheinbar
aus und lud ihn ein, mit ihm nach Mainz zu gehen. In Bingen
erfuhren sie, daß der Bischof den mit dem Bannfiuch beladenen Kaiser
nicht in die Stadt aufnehmen wolle, darum ritten Beide nach der Burg