Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. rc. 99
Kameraden die Reisenden, raubte, mordete und sengte in Dörfern und
Städten und erdreistete sich sogar, Burgen und feste Schlösser zu be-
rennen. Der Vater zog gegen ihn zu Felde, vermochte aber Nichts
wider ihn und verfluchte sterbend den nngerathenen Sohn. Einst kam
dieser mit seinen Spießgesellen auf ein Schloß, welches nur von der
Burgfrau und einigen Dienern bewohnt war. Mit Ungestüm forderte
Robert Wein; es wurde tüchtig gezecht und gelärmt. Als Alle be¬
rauscht waren, befahl man der Burgfrau zu erscheinen. Sie kam;
verschleiert stand sie unter den unsaub-eren Gesellen, welche sie zu höhnen
begannen. Fluchend und tobend gebot ihr Robert der Teufel, sich zu
entschleiern. Sie that es, allein wie erschrack er, als er die leibliche
Mutter erblickte, welche ihm mit thränendem Auge und gebrochener
Stimme den Fluch des sterbenden Vaters verkündete und ihm sein
ruchloses Leben vorwarf, das auch sie ins Grab bringe. Reumüthig
und zerknirscht siel Robert der weinenden Mutter zu Füßen und bat
sie, ihm nicht zu fluchen und des Vaters Fluch zurück zu nehmen.
Als sie ihm erwiederte, sie wolle ihm nicht fluchen, aber des Vaters
Fluch könne nur die Kirche von ihm nehmen, wenn er Buße thue
und Gott und die Menschen mit sich versöhne, da erhob sich Robert,
entließ seine Genossen und pilgerte nach dem heiligen Grabe in Jeru¬
salem, wo er seine Sünden beichtete und von ihnen losgesprochen
wurde. Er kehrte heim und war ein besserer Mensch geworden. Ge¬
schichtlich fest steht, daß Robert !!. ein treuer Vasall des französischen
Königs Heinrich l. gewesen ist und 1035 eine zweite Wallfahrt
nach Jerusalem unternommen hat, auf dem Rückwege aber in Nicäa
gestorben ist.
Roberts !!. Sohn war Wilhelm der Eroberer. Er ward durch
eine Kette glücklicher Begebenheiten berufen, König von England zu
werden.
So lange Kanut und seine Söhne regierten, war Ethelreds Sohn, Eduard m.
Eduard III., in Rouen gewesen. Als er später auf den englischen
Thron berufen wurde (1041), begünstigte er die normannischen Grafen England
an seinem Hofe, führte normannische Sitten und Gebräuche ein und ^^bcrer^
bestimmte, da er kinderlos geblieben war, den Herzog Wilhelm von
der Normandie zu seinem Nachfolger. Doch hatte Eduards Schwager
Harald noch einmal versucht, den König auf dem Sterbebette zur
Zurücknahme seines Wortes zu bewegen. Allein Eduard gab eine
ausweichende Antwort und verschied. Harald war vor Zeiten durch
Wilhelm von der Normandie aus harter Gefangenschaft befreit worden
und hatte in dessen Hauptstadt Rouen freundliche Aufnahme gefunden.