Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

Aas der deutschen Vorzeit. 
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asten verließen und mit Weib und Kind nach Westen vordrangen. SieDU Hu««-« 
waren von unbändiger Wildheit und glichen nach dem Zeugniß eine«? Europa ein, 
damaligen Schriftstellers eher zweibeinigen Bestien oder grob zugehauenen 375- 
Brückenpfeilern als Menschen. Durch Einschnitte in Kinn und Wangen 
unterdrückten sie den Bartwuchs; ihr gedrungener Körperbau zeigte breite 
Schultern und einen dicken Kopf; und aus dem brauugelben Gesichte 
mit hervorstehenden Backenknochen blickten kleine tiefliegende Augen. Ihre 
Nahrung waren wilde Vögel und Fleisch, das sie durch einen tüchtigen 
Ritt aus dem Pferde mürbe machten. Sie waren ein Wandervolk, 
ihre Kleidung bestand in Kitteln von Leinen oder Fellen, die sie so 
lange trugen, bis sie ihnen vom Leibe sielen. Sie saßen beständig auf 
ihren Pferden, auf denen sie sogar ihre Berathungen hielten. Sie 
hatten keinen Begriff von Recht und Unrecht, keine Ahnung von einer 
Gottheit. Ihre Angriffe, bei denen sie Pfeil, Säbel und Schlinge be¬ 
nutzten, war der aller asiatischen Reitervölker: sie sprengten blitzschnell 
heran, zogen sich zurück und ermüdeten dadurch den Feind. Sie trafen 
an der Wolga auf die Alanen, überwanden dieselben und rissen sie mit 
sich fort. Die Hunnen und Alanen stießen nun auf die Ostgothen, 
deren König Hermanrich krank und alt darniederlag und dem gewal¬ 
tigen Andrang nicht zu widerstehen vermochte. Er gab sich selbst den 
Tod, während sein Volk theils unterworfen, theils nach Westen auf 
seine Stammesverwandten gedrängt wurde. Während die Hunnen sich Alanen und 
in den grasreichen Niederungen in Südrußland festsetzten, wo sie bei-^n°aufg 
nahe 70 Jahre sich ruhig verhielten, baten die Westgothen den römischen scheucht. 
Kaiser Valens um Wohnsitze auf dem rechten Ufer der Donau und 
versprachen dafür seine Oberherrschaft anzuerkennen und die Grenzen 
zu schützen. Der Kaiser entsprach ihren Wünschen. Nicht lange nach¬ 
her entstand Hnngersnoth unter den Gothen, und die Häuptlinge der¬ 
selben unterhandelten mit den römischen Statthaltern, aber diese ver¬ 
kauften aus Geiz und Habsucht den Gothen Fleisch von Hunden und 
andern unreinen Thieren so theuer, daß die Gothen ihre Sklaven und 
alles Geräthe, ja sogar die eignen Kinder Hingaben, um ihnen das 
Leben zu erhalten. Die Gewaltthätigkeiten der römischen Statthalter Dre West- 
nöthigten endlich die Gothen zu einem verzweislungsvollen Entschluß, t^eu^in streu 
Sie griffen zu den Waffen, verjagten die römischen Statthalter und mil den vs* 
machten sich zu Herren des Landes. Kaiser Valens, der mit einem Ka/ftr". 
bedeutenden Heere herbeieilte, ward bei Adrianopel (378) geschlagen 
und flüchtete sich in eine ärmliche Hütte, welche die Gothen anzündeten, 
ohne zu wissen, wer darinnen sei. So verbrannte der Kaiser mit der 
Hütte. Sein Nachfolger Theodosius d. Gr. vertrieb zwar die Gothen
	        
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