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Weiter? — Nun was weiter vorging, weiß ich eben selber nicht.
Sicher that der Kammerdiener streng und pünktlich seine Pflicht,
Und das Volk es las bequemer nun des losen Spötters Witze,
Ging und sprach, wie sonst, begeistert von dem guten, allen Fritze.
Heinrich Stieglitz.
27. Friedrich Wilhelm der Zweite.
Von 1786 — 1797.
Friedrich der Große hinterließ keine Kinder, und
seines verstorbenen Bruders Sohn, Friedrich Wil¬
helm II., folgte ihm auf dem preußischen Throne. Er
war ein milder, menschenfreundlicher Regent, dem das
Wohl seiner Unterthanen am Herzen lag; doch war die
Zeit seiner Regierung eine sehr bewegte, und besonders
nahmen Unruhen in den Nachbarstaaten seine Kraft nach
außen in Anspruch. Die erste Handlung bei seinem Re¬
gierungsantritt war die Entlassung der vielen Franzosen,
die Friedrich II. bei seiner Vorliebe für französischen Geist
und französisches Wesen in mancherlei Aemtern angestellt
hatte. Die Richtung, welche Friedrich Wilhelm II. für
das kirchliche und religiöse Leben als heilsam erachtete,
sprach er in den schönen Worten aus: „Ich will, daß die
christliche Religion aufrecht erhalten werde; denn sie ist
die Stütze des Staats. Ich will nicht, daß meine Unter¬
thanen sich zum Aberglauben und zur Schwärmerei hin¬
lenken; aber eben so wenig will ich, daß Freigeisterei
einreiße."
In Holland empörten sich damals die sogenannten
Patrioten gegen ihren Erbstatthalter, den Prinzen
von O ra n i e n, einen Schwager des Königs von Preußen.
Dieser ließ 1787 20,000 Preußen in Holland einrücken,
welche bis Amsterdam vordrangen und den Prinzen von
Oranien in alle seine Rechte wieder einsetzten.
Wichtiger und folgenreicher für Preußen, ja für Eu¬
ropa, waren die Ereignisse, die in dieser Zeit in Frank¬
reich vorgingen, und welche man die französische Re¬
volution nennt (1789). Hier regierte Ludwig XVI.,
ein guter, frommer König, dessen Herz das Glück feiner