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reu, zum Vertilgungskampf, und Napoleon erfuhr hier
zum ersten Male, was ein Volk vermag, wenn es bei ihm
gilt, fremder Unterdrückung entgegenzutreten. Die Spanier
erhielten durch England eine kräftige Unterstützung an
Waffen und Kriegern unter dem großen Feldherrn Wel¬
lington. Dieser war oft siegreich gegen die Franzosen
und nahm ihnen nach und nach das Land, das sie fast
ganz in Besitz genommen hatten, wieder ab. Der Erz¬
herzog Karl von Oestreich siegte über Napoleon in
der Schlackt bei Aspern und Eßlingen; dieser schlug
aber bei Wagram die Obstreicher wieder zurück, und im
Frieden zu Schönbrnnn verlor Oestreich wiederholt ein
großes Ländergebiet. Schon durch einen früheren Frieden
(zn Preßbnrg) war Tyrol an Baiern gekommen.
Aber mit treuer Liebe hing das biedere Bergvolk am alten
angestammten Fürstenhanse Oestreich. Es erhob sich, um
das Joch der baierisch- französischen Fremdherrschaft abzu¬
schütteln. Einer von den Häuptern dieses Volksaufstandes
war der Sandwirth Andreas Hofer von Passeyer, ein
schlichter, frommer Mann aus dem Volke, kräftig von
Gliedern und stattlich von Ansehen, mit langem schwarzem
Bart. Er wurde endlich gefangen genommen und in
Mantua erschossen. Auch der Herzog Wilhelm von
Braun schweig -Oels und der preußische Major Fer¬
dinand von Schill traten zum Kampfe gegen die
französische Macht in Deutschland auf. Es war wie zur
Zeit des dreißigjährigen Krieges. Wie damals Ernst von
Mansfeld, Christian von Brannschweig, Bernhard von
Weimar und andere Führer nach alter deutscher" Weise
ohne das Geheiß eines Fürsten ein Gefolge um sich sam¬
melten und den Kampf für diejenige Partei führten, der
sie selbst angehörten, so lebte auch in diesen Männern das
Gefühl einer ähnlichen Kraft und eine glühende Begeiste¬
rung für das Wohl und die Ehre des Vaterlandes. Die
Uebermacht bezwang indessen ihre zn schwachen Kräfte.
Schill fiel in Stralsund, und elf Offiziere seiner Schaar
wurden nach Wesel gebracht und dort erschossen. Ein
lchönes Denkmal ziert dort ihr Grab.