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Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigeiihülfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt,
Und, nur geweiht zu Fricdensklängen,
Die Loosung anstimmt zur Gewalt.
Freiheit und Gleichheit! hört man schallen;
Der ruh'ge Bürger greift zur Wehr.
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden zieh» umher.
Da werden Weiber zu Hyänen,
Und treiben mit Entsetzen Scherz;
Noch zuckend mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu;
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist'S, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn;
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden,
Und äschert Stadt' und Länder ein.
Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet, wie ein goldner Stern
Aus der Hülse, blank und eben,
Schält sich der metallne Kern.
Von dem Helm zum Kranz
Spielt's, wie Sonnenglanz.
Auch des Wappens nette Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.
Herein, herein!
Gesellen alle, schließt den Reihn,
Daß wir die Glocke taufend weihn,
Concordia soll ihr Name sein.
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sie die liebende Gemeine.