Volltext: Für Schüler von 13 bis 16 Jahren (Theil 3)

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tmi. — Auch die Thierwelt hat diese furchtbare Stunde ergriffen; 
verstummt, entsetzt flattert das Gefieder des Waldes am Boden; 
zitternd suchen die zahllosen Geschlcchcr der Insecten unter Blät¬ 
tern, an Stämmen Schutz; von Krieg und Mord abgemahnt, läßt 
das Säugethier nach in der Verfolgung, nur die kaltblütigen Am¬ 
phibien freuen sich der herabstürzenden Fluth, und tausendstimmig 
singen die Chöre der Frösche und Unken aus den feuchten Wiesen 
auf. In Bächen rauscht das trübe Wasser durch die engen Wald¬ 
wege dem Strome zu, oder ergießt sich in die Risse des Bodens. 
Mehr und mehr nimmt dabei die Temperatur der Luft ab, die 
Wolken entleeren sich allmählich, — aber nur noch kurze Zeit, 
und der Sturm ist vorüber. 
In verjüngtem Glanze tritt die Sonne aus lang gedehnten 
Wolkenschichtcn hervor, die mehr und mehr auseinander ziehen, 
nach Süden und Norden sich senken, und wie am Morgen in dün¬ 
nen, leichten Gestalten den azurnen Grund des Firmaments um¬ 
säumen. Schon lächelt der Himmel aus tief blauem Auge die 
Erde wieder an, und bald hat sie den Schreck vergessen. Eine 
Stunde länger, und keine Spur des Sturms ist mehr vorhanden; 
in neuer Frische, vom warmen Sonnenstrahl abgetrocknet, stehen 
die Pflanzen, und das Thier bewegt sich wieder nach alter Weise, 
den angestammten Trieben Folge leistend. So zieht der Abend her¬ 
an, und neue Wolken erscheinen zwischen den weißen Flocken am 
Horizonte; sie führen bald einen violetten, bald einen fahlgelben 
Schein in die Landschaft ein, der harmonisch den Hintergrund der 
hohen Waldung, den Strom und das Meer verbindet. Die Sonne 
sinkt, und tritt, umgeben vom buntestm Farbenschmelze, aus dem 
westlichen Thore des Firmaments. Mit ihr verschwinden die un- 
ruhigen Bewegungen der Thierwelt, welche nun, stille werdend, sich 
der nächtlichen Ruhe überläßt. Noch schimmern einzelne Lichtblicke 
im Abglanz der untergegangenen Sonne um die Firsten, da steigt 
in stiller Kühle ruhig, mild und geisterhaft, der silberweiße Mond 
über dm dunkeln Wald hervor, und in neue, weichere Formen ver¬ 
schmelzen sich die Gestalten. Es kommt die Nacht; in Schlaf und 
Traum sinkt die Natur, und der Äther, sich in ahnungsvoller Un- 
ermeßlichkeit über die Erde wölbend, von zahllosen Zeugen fernster 
Herrlichkeit erglänzend, strahlt Demuth und Vertrauen in das Herz 
des Menschen: die göttlichste Gabe nach einem Tage des Schaums 
und des Genießms. —
	        
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