Ä, Geschichte der Chinesen, ber Inder und der
2anb. Das älteste noch bestehende Reich ist das chinesische. Das eigent¬
liche China dehnt sich zwischen den Golfen von Petschili und von
Tongking, zwischen dem großen Ozean und den mächtigen Hoch¬
ebenen von Hinterasien aus. Es ist im Süden und Westen Gebirgs-
land, im Nordosten eine Tiefebene. Die Erdoberfläche besteht hier
aus dem sog. Löß, einer gelben, lehmigen Erdart, die bei aus¬
giebiger Bewässerung höchst fruchtbar ist. Diese wird durch den
Wasserreichtum der zwei Riesenströme Hoangho und Jantsekiang
und vieler kleinerer Flußaderu ermöglicht. Die wichtigsten Erzeug¬
nisse des Landes sind Metalle und Steinkohlen aus dem Mineral¬
reich, Reis, Getreide, Thee, Zucker, Bambus und Baumwolle aus
dem Pflanzen-, Seide aus dem Tierreich. In dieses Land wanderten
Volk. die Väter der heutigen Chinesen in vorgeschichtlicher Zeit wahr¬
scheinlich aus der Gegend des Kueuluugebirges ein. Unterstützt
durch den Reichtum ihrer neuen Heimat, wurden sie hier bald das
kultivierteste Volk der ganzen mongolischen Rasse. In der geistigen
Beaulaguug des chinesischen Volkes macht sich ein auf das Nützliche
und Zweckmäßige gerichteter Sinn ganz besonders bemerkbar; um
so weniger sind die anderen Seiten des menschlichen Geistes, be¬
sonders Gemüt und Phantasie, entwickelt. Im Zusammenhang mit
dem verständigen Wesen und dem Nützlichkeitssinne der Chinesen
steht ihr unermüdlicher Fleiß und die Genügsamkeit, worin sie alle
übrigen Völker übertreffen, aber auch die Selbstsucht und der
Mangel idealen Sinnes, die uns an ihnen auffallen. Die
Selbstüberschätzung, in der sie von altersher befangen sind, und
der Reichtum ihres Landes brachten sie dazu, sich Jahrhunderte
lang vom Verkehr mit anderen Völkern abzusperren. Hiedurch
verfielen sie einer Art geistiger Erstarrung, infolge deren sie sich
heute darauf beschränken, die Erfindungen und Einrichtungen ihrer
Vorfahren zu bewahren, ohne dieselben zu vervollkommnen.
Tie Chinesen.