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5 Kind und Ochse.
Kind. Ei Ochse, worüber denkst du nach,
daß du da liegst fast den halben Lag,
und machst so gar ein gelehrt Gesicht?
Ochse. Hab' Dank für die Ehre! So schlimm ist es nicht.
Die Gelehrsamkeit, die muß ich dir schenken;
ich halte vom Kauen mehr als vom Denken.
Und als er noch gekaut eine Weile, er hatte nicht eben
die größte Eile, da spannten sie vor den Wagen ihn; ein
schweres Fuder sollt' er ziehn. Das that er auch ganz wohl-
gemuth; das Denken konnt' er nicht so gut.
6. Kind und Ruthe.
Kind. Ruthe, was fang' ich mir dir an,
hast mir so viel zu Leid gethan!
Ruthe. Nicht doch! Du darfst nicht böse sein!
Ist ja Alles zum Beßten dein.
Kind. Weiß wohl; aber es thut doch weh;
geh' nur, du schlimme Ruthe, geh'!
Es sah mit verdrießlichen Augen sie an: Ob ich sie los
nicht werden kann? Da hört es recht auf der Mutter Wort,
war artig und freundlich in Einem fort. Die Ruthe dort
hinter dem Spiegel verschwand; ich glaube, sie haben sie
gar verbrannt.
7. Dieb und Hund.
Dieb. Still', Hündchen, still' und sei gescheidt,
bell' nicht! ich thu' dir ja kein Leid,
will dir eine schöne Bratwurst geben.