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Sedan. Prinz Friedrich Karl umzingelte mit seinem Heere die
Festung Metz, um Bazaine durch Hunger zur Übergabe zu zwingen.
Die kroupriuzliche Armee war unterdessen weiter nach Westen vorge¬
drungen. Ein neugebildetes Heer unter dem Kronprinzen Albert von
Sachsen rückte in der gleichen Richtung vor, um in Gemeinschaft mit
der Armee des Kronprinzen Friedrich Wilhelm Mac Mahon anzugreifen.
Dieser aber wandte sich plötzlich nordwärts, um in einem großen Bogen
gegen Metz zu marschieren und Bazaine aus der Umzingelung der
Deutschen zu befreien. Sofort änderten auch die beiden kronprinzlichen
Heere ihre Richtungen und brachten Mac Mahon durch geschickte Märsche
zwischen sich. Ant 1. September kam es in den Dörfern um Sedan
zum Kampf. Die Franzosen wurden trotz tapferer Gegenwehr auf
allen Seiten zurückgedrängt und von den Deutschen wie mit einem
eisernen Ringe umschlossen, so daß ein Entkommen unmöglich war. Sie
zogen sich in die Festung Sedan zurück, gegen welche alsbald ein hef¬
tiges Artilleriefeuer eröffnet wurde. Da befahl Napoleon, der sich im
französischen Heere befand, die weiße Fahne aufzuziehen, und sandte
einen General zu König Wilhelm mit folgendem Brief: „Da es mir
nicht vergönnt ist, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, so lege
ich meinen Degen Ew. Majestät zu Füßen." Am 2. September
streckte die ganze ftanzösische Armee, über 80000 Mann, die Waffen.
Der Jubel der Deutschen war unbeschreiblich, besonders als man ver¬
nahm, daß auch der Kaiser Napoleon Kriegsgefangener sei. Der König
sandte seiner Gemahlin die Siegesnachricht, welche mit den Worten
schloß: „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung." Dem Kaiser
Napoleon wurde das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als Aufenthaltsort
angewiesen.
Der Kampf gegen die Republik; Friede. Als die Schreckens¬
nachrichten von Sedan in Paris bekannt wurden, erklärte man Napoleon
seines Thrones verlustig und rief die Republik aus. Die Deutschen
rückten unterdessen gegen Paris vor und schlossen die Stadt ein. Die
ungeübten republikanischen Heere wurden überall geschlagen. Nach vier¬
monatlicher Belagerung ergab sich Paris; Straßburg und Metz waren
schon früher gefallen. Am 1. März kam der Friede zustande. Frank¬
reich mußte Elsaß und Lothringen an Deutschland abtreten und 4000
Millionen Mark Kriegskosten bezahlen.
Inwiefern erkennt man ans der Kriegserklärung den großen Leichtsinn der
Franzosen^ ^ ^ bmt Vormarsch der deutschen Heere zu Grunde?
Nenne die Siege der deutschen Armeen!
Wodurch wurden die beiden französischen Armeen von der Beteiligung am
Kampfe ausgeschlossen?