Full text: Lehrbuch der mittleren Geschichte (2)

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machte er den schon früher von jenen in Anspruch genommenen 
Einfluß auf die Entschließungen der Krone gewissermaßen gesetz¬ 
lich. Wie er aber trotz aller Nachgiebigkeit gegen die Päpste 
die Kaiserkrone nicht zu erlangen vermochte, zumal ihn die 
Verhältnisse Deutschlands nicht zu einem Zuge nach Italien 
kommen ließen, so konnte er auch die Erfüllung seines Lieb- 
lingswuusches, seinen Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger 
(römischen König) erwählt zu sehen, nicht durchsetzen, da die 
Fürsten teils die aufstrebende Größe des Habsburgischen Hauses, 
teils den finstern Sinn Albrechts fürchteten. Mißvergnügt 
hierüber starb er am 30sten September 1291 auf dem Wege 1291 
nach Speier zu Germersheim. Im Dome zu Speier ward 
er neben den dafelbst ruhenden Kaisern beigesetzt. 
Rudolf war von nnermüdeter Thätigkeit, einfach in Sitte 
und Lebensweise, herablassend und gütig gegen jedermann, ge¬ 
recht und großmütig, tapfer und ein Förderer und Freund der 
Städte, aus welchen er meistens die Mittel für seine Unter¬ 
nehmungen zog. (seine Bestrebungen gipfelten allerdings in der 
Begründung einer habsburgischen Hausmacht, doch bleibt ihm, 
fehlte ihm auch der hohe Zug der hohenstaufischen Politik, immerhin 
das Verdienst, der Wiederhersteller eines gesetzlichen Zustandes 
im Reiche gewesen zu sein. Daß die kaiserliche Gewalt von 
ihrer weltbeherrschenden Idee herab gesunken, war nicht seien 
Schuld, daß er sie nicht wieder auf diese Hohe zu heben ver¬ 
mochte, ist ihm nicht zum Vorwurfe zu machen. 
2. Adolf (von Nassau) 1292—1298, ein tapferer, ritter-1292-1298 
licher Mann, aber bei seiner geringen Hausmacht von nicht 
durchgreifendem Einfluß. Er war der zweite Sohn des Grafen 
Walram von Nassau und ward aus Betrieb des Erzbischofs 
von Mainz, Gerhard von Eppstein, der in ihm ein gefügiges 
Werkzeug seiner Plane gefunden zu haben meinte, und im Gegen¬ 
satz zu Albrecht von Österreich, welcher sich widerrechtlich der 
Reichsinsignien bemächtigt hatte, einstimmig von den Kurfürsten 
gewählt und den 24stert Juni 1292 zu Aachen gekrönt. Da aber 1292 
Adolf, nachdem er König geworden, nicht erfüllen konnte und 
mochte, was er als Graf versprochen (Zuwendung von Städten 
und Ländergebieten, die ihm nicht gehörten, an die Erzbischöfe 
von Köln und Mainz), fo sah er sich bald von seinen früheren 
Freunden verlassen und gehaßt. Im Bunde Eduards I. von 
England gegen Philipp den Schönen von Frankreich nahm er 
von jenem 100 000 Pfund Sterling Hilfsgelder an, verwendete 
dieselben aber nicht zu einem Kriege gegen die Franzosen, da ihm 
der Papst denselben untersagte, sondern 1293 zum Ankauf von 1293 
Thüringen, indem er den Haß Albrechts des Unartigen gegen 
feine Söhne zur Vergrößerung seiner Hausmacht zu benutzen
	        
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