204 
Erster Zeitraum. 
streitlustige Dr; Eck, Professor der Theologie in Ingolstadt, den 
Kollegen Luthers an der Universität Karlstadt zu einer Disputation 
heraus, die in Leipzig abgehalten wurde (1519). Weil Luther schon 
früher von Eck, angegriffen worden war, nahm er ebenfalls an der 
Disputation teil und gab in deren Verlaufe seinem Zweifel an der 
Unfehlbarkeit der Kirche und der Konzile Ausdruck. Damit hatte 
er den Boden der Kirche verlassen und wurde nun auch mit dem 
Banne bedroht, wenn er nicht binnen 60 Tagen widerriefe. Durch 
die Zustimmung, die er von vielen Seiten. fand, ermutigt, wagte er 
1520. es, die Bannbulle öffentlich zu verbrennen (1520). Nunmehr wurde 
= der Bann über ihn wirklich ausgesprochen. : 
2. Das Prinzip der Reformation. Der Angelpunkt der Re- 
formation ist die Lehre von der Rechtfertigung. Nach Luther ist sie 
ausschließlich das Werk der gläubigen Hingabe des Menschen an 
Gott und des göttlichen Erbarmens; er verwarf daher die Verdienst- 
lichkeit der guten Werke (Fasten, Wallfahrten, Heiligenverehrung 
#7s, w.). Rasch bildete er seine Lehre weiter aus und so entstanden 
folgende Hauntunterschiede zwischen den Katholiken und Prote- 
stanten: a) Hinsichtlich des G/aubens: Nach Luther ist die einzige 
(Haubensquelle die Heilige Schrift; nur die Taufe und das Abend- 
mnalıl, letzteres unter beiden Gestalten, werden als Sakramente bei- 
behalten. b) Hinsichtlich des Gottesdienstes: An die Stelle der 
tateinischen Messe trat ein deutscher Gottesdienst mit Gebet, Gesang 
und Predigt. c) Hinsichtlich der Kirchenverfassung: Die Lehre vom 
Primate des Papstes und der apostolischen Nachfolge der Bischöfe 
wurde verworfen, die Geistlichen (Pastoren) erhielten ihre An- 
stellung teils vom Staate, teils von der Gemeinde. Der humanistisch 
gebildete Theologe Philipp Melanchthon, der wegen seiner Ver- 
dienste um das höhere Schulwesen praeceptor Germaniae. hieß, 
wurde der eigentliche Dogmatiker der Reformation. 
. Die neue Lehre entwickelte Luther besonders in drei Klug- 
schriften‘, die durch den Druck allgemein verbreitet wurden und 
angeheures Aufsehen hervorriefen. Von der größten Wichtigkeit war 
es aber für den Fortgang dieser kirchlichen Bewegung, wie sich 
das neue Reichsoberhaupt dazu stellte. 
+ Diese Flugschriften waren betitelt: „An den christlichen Adel deutscher 
Nation von des christlichen Standes Besserung“, „De captivitate Babylonica 
>cclesiae praeludium“, „Von der Freiheit eines Christenmenschen“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.