Wie dort der schöne Bogen sich über den Horizont aus— 
shannt, wie seine malerischen Farben in einem doppelten Ab—⸗ 
glanz spielen und in der klaren Flut der See widerscheinen! 
Das nahe Gebirge, das sein ehrwürdiges Haupt in die 
Wolken streckt, nimmt eine ungewöhnliche Freundlichkeit an, 
verjüngt von der hellen Pracht, mit der es der Bole des 
versöhnten Himmels übergießt. Die Gipfel der Berge und 
die erquickten Gefilde schinmern weit umher von der Nässe 
der Wolken; die Gebüsche blitzen im Sonnenschein von kleinen 
Sternchen und regnen, vom gaukelnden Westen bewegt, von 
neuem den zu schweren Reichtum der Tropfen herab. Gras 
und Blumen, die in trauriger Mattigkeit zu verwelken schienen, 
die ganze Natur fühlt die wohltätige Erfrischung. Alle 
Gewächse heben sich wieder empor und das Grut der Felder 
und Auen erquickt das Auge durch seinen hellen Schmuck. 
Die Wälder erneuern ihre Freude ;Scharen von Schwalben 
schwärmen wieder im fröhlichen Zuge umher; die Herden 
schütteln die triefende Wolle und bloͤken vor Behagen; tausend 
kleine Stimmen schwirren in den Wiesen. Der Wanderer 
setzt munterer seine Reise fort; der Landmann eil erfrischt 
wieder zu seiner Arbeit. Alles frohlockt über angenehme 
Kühle ünd alle Kräuter gießen Reichtümer von süßen Ge— 
rüchen aus. Eorenz Hirschfeld.) 
209. Das Gewitter. 
Drahne, Grosomutter, Mutler und Rind 
In dumpfen Stube beisammen sind 
Es ꝙpielel das Rind; die Mutter pch sclmiiolcl; 
Grosmutter innet Dranne gebũckt 
itat hinter dem Ofen im Prin. 
Wie wehen die Liifte so sclul 
Das Kind gpricht: »Morgen ist's heiertagq; 
Nie will ieh spielen im quünen Hagq; 
Nie will ich springen duren Hohn; 
Vie will ich pflũchen viel Blumen schoõn; 
Dem Anger, dem bin ich hold — 
Hõrt ihrs, wie der Donner grollt? 
Die Mutten spricht: Morgen ists Ferr, 
Do halten wir alle frönlich Gelc 
Ich selber, ich rüste mein heierlei 
Das Leben es hat aueh Lust nc —— 
Dann scheint die Sonne wie Gold.- 
Hõrt ihrs. wie der Donner qrolli
	        
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