358
Erzieher, wie nur Deutschland sie hat, wieder verbessert. Ehrenvolle Er¬
wähnung verdienen diejenigen Gelehrten, die wie Friedrich Jacobs,
Gr über, Pockels, Ziegen kein, Heiden reich, der geniale I. P.
Richter u. A. es nicht für einen Raub ihres Ruhmes ansahen, für
das weibliche Geschlecht zu schreiben. Obgleich Mädchen und Frauen
ihrer Bestimmung nach keiner streng wissenschaftlichen Gelehrsamkeit bedür¬
fen, steht es ihnen doch wohl an, wenn sie durch den hehren Geist der
Wissenschaft gebildet sind und Männer kennen, die in dieser Beziehung
Ausgezeichnetes geleistet haben. Hierher gehören: Alexander Humboldt,
der Amerika und Asien bereiste und kühne Blicke that in die Natur,
Wilhelm Huniboldt, dessen Bruder, ein feiner Denker und Kunstken¬
ner; die Gebrüder Grimm, deutsche Sprachforscher; Schelling, ein tie¬
fer Denker und, gleich Hegel, Stifter einer neuen Philosophie; Oken,
Naturforscher, und die Geschichtschreiber: Johann Müller, Spittler,
Woltmann, Luden, Schlosser, Pölitz, Rotteck, Wachsmuth,
Gervinus, Raumer, Varnhagen, Dahlmann, Leo, Ranke,
B öttiger u. A.
Unter jenem hehren Geiste der Wissenschaft erhob sich auch der fromme
deutsche Glaube wieder, welchen die französischen Schwindler auch uns
Deutschen mit der alten Ehrbarkeit und Sittlichkeit rauben wollten. Her¬
der, Röhr, Niemeyer, Schleiermacher, Ammon, Tschirner,
Wegscheider, Gesenius, Paulus, Bretsch neider, Ne an der,
Ullmann, Lücke, Großmann, Win er u. A. haben in Kirchen und
Hochschulen reinere Begriffe vom Christenthume gelehrt. Wo solche Män¬
ner und mit ihnen Philosophen, Philologen und Alterthumsforscher vor¬
gearbeitet haben und wirken, ist kein gänzlicher Rückfall zu befürchten,
wenn auch Heuchler und beschränkte Frömmler (die nicht einmal den Na¬
men der Mystiker und Pietisten verdienen) wieder Unkraut in den Weizen
säen wollen. Auch der alte böse Feind in Rom hat sich mit dem Jesuiten-
khume wieder gerührt und will durch Verhinderung der gemischten Ehen
den alten Religionshaß wieder aufregen, doch das deutsche Volk wird auf
der Wache sein, und deutsche Prälaten, die den großen Vorbildern eines
Sailer, Hermes, Dalberg und Messend erg nachstreben, werden
die Anführer sein, um die wackeren Rheinländer, die Baiern, Oestreicher
und Böhmen lieber vor- als rückwärts zu führen. Welche Früchte die
katholische Kirche von der Wiederherstellung veralteter Mißbräuche zu erwar¬
ten hat, beweist die Bewegung, welche die vom Bischof Arnoldi in
Trier angeregte Wallfahrt zürn sogenannten „heiligen Rocke" hervorgebracht
hat. Diese Wallfahrt gab den Pfarrern Ronge und Czersky Ver¬
anlassung, die deutsch-katholische Kirche zu stiften, die im I. 1845
ihr erstes Concil in Leipzig gehalten hat. Eben so haben die in Deutsch¬
land bald offen, bald im Geheimen auftretenden Mystiker und Pietisten
die sogen. „Lichtfreunde" in der Mitte und im nordöstlichen Deutsch¬