Full text: [Teil 2 = 4. bis 7. (8.) Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. bis 7. (8.) Schuljahr, [Schülerband])

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seines Angesichts arbeitete er selbst vor Amboß und Esse. Bis tief in die Nacht 
dachte er nach über die beste Einrichtung des Betriebs, über die Vervollkommnung 
der Erzeugnisse seiner Fabrik und über die Erweiterung des Absatzgebietes. Er 
konnte mit Wahrheit sagen: „Von meinem 14. Jahr an hatte ich die Sorgen eines 
Familienvaters, bei Tag die Arbeit, des Nachts das Grübeln. Fünfundzwanzig 
Jahre lang habe ich ausgeharrt, bis ich endlich ein leidliches Auskommen errang. 
Meine liebste Erinnerung aus der Vergangenheit ist die so lange drohende Gefahr 
des Unterganges und ihre Überwindung durch Ausdauer, Entbehrung und Arbeit, 
und das ist es, was ich jedem jungen Manne zur Aufmunterung sagen möchte, der 
nichts hat, nichts ist und etwas werden will.“ 
3. Gegen Ende der dreißiger Jahre beschäftigte sich Krupp lange mit der Her— 
stellung einer Walze, die bestimmt war, die Anfertigung von Löffeln aus Gold, 
Silber und andern Metallen schnell und leicht zu bewirken. Nach vielem Nach— 
denken und langer, mühsamer Arbeit hatte er die Walze fertiggestellt; aber als er 
sie zuerst für den angegebenen Zweck in Anwendung brachte, zerbrach sie. Alle 
Mühe und Arbeit, alle darauf verwendeten Kosten waren vergeblich gewesen. Da 
hätte wohl mancher im Verdruß über das Mißlingen die Trümmer in die Ecke 
geworfen; nicht so handelte Krupp. Er forschte nach dem Fehler, den er gemacht 
hatte, fand ihn nach langem Suchen, fing von neuem wieder an zu arbeiten und 
hatte schließlich die Freude, die Walze in vollster Zweckmäßigkeit arbeiten zu 
sehen. Diese Löffelwalze war das erste Erzeugnis, das ihm so viel Geld ein⸗ 
brachte, daß er die alten Schulden zum Teil tilgen und die Fabrik bedeutend 
erweitern konnte. 
4. Wer selbst nicht viel nachdenkt, nimmt leicht an, daß wichtige Erfindungen 
durchweg dem Zufall zu verdanken seien. Er ahnt nicht, wieviel Arbeit und Aus⸗ 
dauer bei den Versuchen, die zu der Erfindung geführt haben, aufgewendet worden 
sind. Wenn die Erfindung fertig vorliegt, dann sieht ja alles so einfach und natürlich 
aus, als wenn es gar nicht anders sein könnte. Krupp wartete nicht ab, daß ihm 
ohne sein Zutun ein glücklicher Einfall kommen möchte. Er stellte sich Aufgaben, 
dachte anhaltend über deren Lösung nach, machte Versuche und änderte und besserte 
so lange, bis schließlich herauskam, was er gewollt hatte. Wenn jemand vor sechzig 
Jahren die Aufgabe gestellt hätte, es solle ohne Schweißung ein Radreifen aus 
einem verhältnismäßig nicht großen Block Gußstahl hergestellt werden, dann 
würden wohl die meisten das einfach für unmöglich erklärt haben. Vielleicht 
hätten sie hinzugesetzt, das sei auch ganz zwecklos. Krupp hat die Sache lange über⸗ 
dacht und vielfach versucht; er hat schließlich ein flach geschmiedetes Stück Gußstahl 
in der Mitte aufgespalten, die Offnung durch Keile unter dem Hammer erweitert, 
auf diese Weise einen Ring gebildet und diesen durch Aushämmern zu dem er⸗— 
forderlichen Umfang ausgedehnt. Solche Radreifen hat er vom Jahr 1853 an 
zu vielen Tausenden hergestellt und sehr großen Gewinn daraus erzielt. Die durch 
Schweißung hergestellten Radreifen an den Rädern der Eisenbahnwagen wurden 
abgeschafft, weil sie so oft an der Schweißungsstelle brachen und dann Unglücks— 
fälle herbeiführten.
	        
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