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Augenblicken den Tag verwuͤnschte, in dieses Leben ge⸗
kommen zu seyn ! — Schon hatte er das Messer er⸗
griffen, um sich selbst zu toͤdten, aber schnell, wie der
schauerliche Gedanke des Selbstmordes in ihm erwachte,
war auch wieder das Bild seines Weibes und seiner
Kinder vor seine angstvolle Seele getreten. Ich will
ausharren“ — sagte er zu sich selbst — „und den Aus⸗
gang meines Schicksals abwarten!“
Mit diesem Vorsatze hatte er sich muͤde und matt
auf den Boden hingelegt. — Da geschah es, daß auf
einmal aus der Hand seines Retters ein Stein von
oben herab in die Tiefe fiel, und ihn eine Menschen⸗
Stimme, wie die Stimme eines Engels begruͤßte.
Eilends trug jetzt sein Retter die frohe Nachricht
nach Ballrechten, der Vermißte sey wieder gefunden,
und lebe noch in dem tiefsten Bergschacht. Viele Men⸗
schen eilten nun zu der verhaͤngnißvollen Staͤtte mit
einer Leiter von 80 Sprossen, die an langen zusammen
geknuͤpften Wurfseilen in die furchtbare Kluft hinabge⸗
sassen wurde. Es stieg ein junger Mann voll Muth
und Entschlossenheit in den Abgrund. Unten angelangt,
reichte dieser dem Ermatteten zuerst einen Labetrunk,
band ihn sodann an die Leiter, kletterte hierauf an den
Wurfseilen wieder in die Hoͤhe, wobei er nur mit
Muͤhe der Todesgefahr und dem Schwindel, der ihn
schon zu ergreifen drohete, entrann, und ließ nachher
die Leiter, an die der Gerettete gebunden war, aus der
Tiefe heraufziehen.
Was das fuͤr ein Augenblick war, als der Geret⸗
tete wieder oben anlangte, und die ihn umgebenden
Menschenfreunde mit dem ersten Worte, das er sprach,
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