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Vesper 1282 der Franzosenherrschaft ein Ende. Das furcht¬
bare Blutbad wurde durch den Uebermnt eines Franzosen am
zweiten Ostertage veranlaßt, als eben die Glocken zur Vesper
riefen. Alle Anstrengungen Karls, sich wieder in den alleinigen
Besitz Siciliens zu setzen, waren ohne Erfolg.
Die Zeit von 1256—1272 war für Deutschland eine
traurige. Mau nennt dieselbe das Interregnum. Zwar
waren zwei Titularkönige da: Richard von CornWallis
und Alfons von Castilien; doch beide kümmerten sich
wenig um Deutschland Die Folge davon war Verwilderung
des Volkes und maßlose Gewaltthätigkeit von Seiten der
Ritter.
Zwölftes Kapitel.
Kaiser aus verschiedenen Käusern.
Rudolf von Habsburg 1273—1291 wird mit Recht
der Wiederhersteller des deutschen Reiches genannt. Er war
begütert in der Schweiz und im Elsaß und hatte sich durch
seine Frömmigkeit und Tapferkeit als Graf von Habsburg
ausgezeichnet. (Überlassung seines eignen Pferdes an einen
Priester, der einem Sterbenden die heilige Wegzehr brachte.)
Er wurde von dem Erzbischöfe Werner von Mainz, dem
er auf seiner Romreise sicheres Geleit durch die Alpen ge¬
geben hatte, den Wählern vorgeschlagen.
Wie zerfahren damals die Zustände in Deutschland waren,
beweist der Umstand, daß bei Rudolfs Krönung in Aachen
das Reichsscepter fehlte. Da ergriff Rudolf das vor ihm
stehende Kruzifix und schritt zur Belehnung der anwesenden
Fürsten mit den Worten: „Dieses Zeichen, das der Welt Er¬
lösung gebracht, kann auch mir als Scepter dienen."
Rudolf stellte Recht und Ordnung her. 40 Raubritter
ließ er hinrichten, wodurch er sich die Liebe seiner bedrückten
Unterthanen erwarb.
König Ottokar von Böhmen, in dessen Heer Rudolf
früher gedient hatte, versagte ihm die Anerkennung. Er ver¬
lor jedoch Sieg und Leben in der Schlacht auf dem March¬
felde 1278.
Rudolf teilte Ottokars Reich: dessen Sohn W e n c e §-
l a u s IV. vermählte sich mit Rudolfs Tochter und behielt
Böhmen und Mähren. Oesterreich, Steiermark