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Neue die Flucht versuchend, ebenfalls auf dieselbe stieß und gezwungen
auch den Kampf mit ihr bestehen mußte. Bei den häufigen Pulverblitzen
bemerkte man alsbald auf dem holländischen Vice-Admiral-Schiffe die
große Bedrängniß, in welcher sich die Pacht befand, und ein Officier auf
derselben, ein alter vertrauter Waffenbruder des Capitains der Pacht,
bat den Vice-Admiral, seinem Freunde zu Hülfe eilen zu dürfen. Er
bestieg in kühner Hast mit bewaffneter Mannschaft ein Boot und steuerte
jubelnd mit Siegcsgeschrei auf die Pacht los, um ihr Rettung zu brin¬
gen. Allein der Capitain, von dem Feuer des Geschützes geblendet^
hielt auch dieses Boot für nahende Feinde, und während er den Angriff
des feindlichen Admirals tapfer abschlug, schoß er das Fahrzeug seines
treuesten, rettenden Freundes in den Grund.
Als der Morgen endlich nach dieser schaudervollen Nacht aufdämmerte
und Alles übersehen ließ, strebten mehrere Schiffe, welche in der Finster¬
niß abgetrieben worden waren, den Ihrigen wieder zu Hülfe zu eilen.
Don Rodrigo hatte sich hinter das fast noch unbeschädigte Schiff seines
Vice-Admirals gelegt, wo er Schutz zu finden glaubte; allein van
Spielbergen griff beide auf's Neue an, und es kam zwischen den Admi¬
ral- und Vice-Admiral-Schiffen beider Theile zu einem neuen, mörderischen
Kampfe, der so lange unentschieden blieb, bis das holländische Schiff
Aeolus auch herbei eilte und die Spanier dergestalt beschießen half, daß
sie endlich ihre beiden Schiffe an einander trieben und Bord an Bord leg¬
ten, um aus einem derselben in das andere flüchten zu können. Das
Vice-Admiral-Schiff war jetzt am härtesten getroffen worden, es drohte
zuerst zu sinken; Alles floh daher auf das Admiral-Schiff hinüber.
Allein dies befand sich in einein nicht minder elenden Zustande; der geringe
Theil der Mannschaft, welcher noch am Leben war, eilte auf das Vor¬
dertheil des Schiffes, wo Einige die weiße Fahne aufsteckten. Andere
sie wieder herabrissen und lieber zu sterben als sich zu ergeben beschlossen.
Verzweiflung kämpfte hier gegen Verzweiflung, Feigheit gegen Muth,
Lebenslust gegen Todesverachtung, und so den Kampf gegen die Feinde
vergessend, trieben sich die Spanier, taub gegen die Stinnne der Befehls¬
haber, selbst aus einem der beiden Schiffe auf das andere. Da hatte
sich endlich der Wind erhoben, und die Wellen warfen den holländischen
Vice-Admiral wie einen Schiedsrichter zwischen die beiden spanischen Schiffe.
Dies gab den Spaniern die Besinnung wieder, sie klammerten sich nun
sofort an den Bord des feindlichen Schiffes, um es siegend zu ersteigen,
wurden aber auch hier ahgeschlagcn, und der spanische Admiral versuchte
nun mit vollen Segeln und vom Winde begünstigt feine letzte Rettung
in der Flucht. Zwei holländische Schiffe verfolgten ihn, bis die Nacht
ihn wieder verbarg, — man hat aber niemals wieder etwas von ihm
erfahren. Während dessen hatte van Spielbergen das spanische Vice-Admiral-
Schiff nach langem hartnäckigen Widerstände endlich doch erobert und
die Mannschaft desselben zu Gefangenen gemacht. Sie sollte nebst
ihrem Befehlshaber, dem Vice-Admiral, Don Pedro Alvarez de Piger,
nunmehr vor dem Sieger erscheinen. Allein Don Pedro bestand darauf,
sein Schiff nicht eher als nach Verlauf der nächsten Nacht verlassen
zu wollen, indem er deshalb ein Gelübde gethan zu haben vorgab. Es
ward ihm zugestanden, imb van Spielbergen, der Sieger, vermochte es
über sich den heldenmüthigen Besiegten auf seinem halbzertrümmerten
Schiffe selbst zu besuchen. Hier fand er Don Pedro mit denr Reste seiner