Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

426 Die Befreiungskriege 1813—1815. 
in Schlesien Blücher erlegen. Er versuchte an demselben Tage, an 
welchem die Schlacht von Dresden begann, im Angesicht des Blücher- 
Katzbach, schert Heeres die Katzbach und die wütende Neiße, die beide durch 
Regengüsse stark angeschwollen waren, zu überschreiten Da rief Blücher: 
„Nun habe ich genug Franzosen herüber; nun, Kinder, frisch vorwärts!"*) 
zog den Degen und führte seine Scharen zum Reiterangriff in Mcic- 
donalds Flanke. Dieser Angriff entschied die Schlacht: der Marschall 
ward von den steilen Ufern herab in die schäumenden Gewässer der 
Katzbach und Neiße geworfen, worauf sich das ganze französische Corps 
in wilder Flucht auflöste, indem es über 100 Kanonen und 18 000 Mann 
Gefangene zurückließ. Um nun nach den Niederlagen Macdonalds und 
Vandammes wieder einen Erfolg zu erringen, führte Napoleon einen 
zweiten Schlag gegen Berlin. Er sandte seinen Marschall Ney, den er 
seit dem Rückzug aus Rußland, wo Ney die Nachhut gedeckt, sehr hoch 
schätzte, gegen die preußische Hauptstadt. Wieder (wie schon Ondinot 
gegenüber) wollte Bernadette die Stadt preisgeben, und wieder rettete 
sie die märkische und pommerische Landwehr unter Bülow (Taueutzieu 
Dennewitz. und Borstell), indem sie den Feind bei Bennewitz (unweit Jüter- 
bogk, norböftl. von Wittenberg) vollständig schlug (6. Sept.). - Die Ent¬ 
scheidung hatte die Brigade des Generals Borstell gebracht, der gegen 
Grolmann, im richtigen Augenblick trefflich zu statten, so daß er den Marsch auf die 
Nollendorfer Straße dirigieren konnte. Kleist wurde wegen seines rechtzeitigen Er- 
scheinens vom Könige zum Grafen, von Nollendorf erhoben. 
') Seitdem hieß er bei seinen Soldaten „der Marschall Vorwärts', bei den 
Russen „der kleine Suwaroff", während ihn sein König nach dieser Schlacht zum 
„Fürsten von Wahlstadt" erhob — nach dem Dorfe W. bei Liegnitz, wo 1241 die 
Mongolenschlacht stattgefunden hatte. In dieser Gegend hatte auch Friedrich d. Gr. 
1760 Laudon besiegt. — Gebhard Lebrecht von Blücher entstammte einer ponv 
merifchen Adelsfamilie, war 1742 zu Rostock geboren, im 7-jährigen Krieg durch den 
Anblick schwedischer Husaren für den Soldatenberuf so begeistert, daß er heimlich das 
Gut seiner Eltern verließ und in die schwedische Armee eintrat. Von preußischen 
Husaren 1760 gefangen und vor den Obersten Belling geführt,..gefiel er diesem durch 
sein keckes soldatisches Benehmen so gut, daß er ihn zum Übertritt in preußische 
Dienste aufforderte, worauf Blücher gegen einen gefangenen schwedischen Offizier aus- 
gewechselt wurde. Als er später einmal bei der Beförderung übergangen wurde, 
schrieb er an den König: „Der von Jägerfeld, der kein anderes Verdienst hat, als der 
Sohn des Markgrafen von Schwedt zu sein, ist mir vorgezogen worden; ich bitte 
Ew. Majestät um meinen Abschied," worauf ihn Friedrich d. Gr. ^ Jahr in Arrest 
setzte und, als Blücher unbeugsam blieb, auf sein Abschiedsgesuch schrieb: „Der Ritt- 
meister von Blücher ist seiner Dienste entlassen; er kann sich zum Teufel scheren." 
Blücher widmete fich nun der Verwaltung seiner Güter, wobei er sich als tüchtiger 
Landwirt bewährte, dem auch Friedrich seine Anerkennung bezeugte. Sein wiederholtes 
Gesuch um Wiederaufnahme in die Armee schlug er ihm jedoch regelmäßig ab, so daß 
Blücher erst 1787 (wie Jork) wieder in das preußische Militär und zwar in sein 
früheres Regiment aufgenommen wurde, wo er nun die Majorstelle vor demselben 
Jägerfeld erhielt, der ihm früher vorgezogen worden. 1793 bewährte er sich in der 
Pfalz als kühner Reiterführer, 1805 schrieb er „Gedanken über Formierung einer 
preußischen Nationalarmee", worin er als Grundsatz aufstellte, jeder Preuße müsse 
Soldat und die Behandlung der Mannschaft eine bessere werden. 1806 schlug er sich 
von Thüringen bis Lübeck durch, um im schlimmsten Fall sich einzuschiffen, mußte 
aber nach Erstürmung dieser Stadt durch die Franzosen bei Ratkau die Waffen strecken, 
„da er kein Brot und keine Munition mehr hatte". 1813 bei Großgörschen und Bautzen 
unter russischen Oberbefehl gestellt, erhielt er — 71 Jahre alt — nach dem Waffen¬ 
stillstand von Poifchwitz in Schlesien ein selbständiges Kommando. Sein Generalstabschef 
war Gneisen au, der ihn trefflich ergänzte. Denn Blücher, von soldatischer Derb-
	        
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