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milden Augen liebreich an, und die schmalen Lippen lächelten, und wie er
fertig war mit seiner Melodie, da warf sie ihm den andern goldenen
Schuh in seinen Hut. Darüber bekamen die Häscher und alle, die dahinter¬
standen, einen schweren Schrecken, daß manche in die Knie hinsanken vor
dem Wunder und ihn die Häscher eilends nach dem Richter führten;
worauf die Stadt für seine alten Tage so reichlich sorgte, daß er den
Spielmannshut fortab auf seinem Kopf behalten konnte.
36. Die Hndernacber Läckerjirrigen. von wutbeim Schäfer.
Rheinsagen. Berlin 1908. S. 72.
u Andernach am Rhein sieht man seit alter Zeit am
Rheintor in dem Stein zwei Bäckerjungen ausgemeißelt:
ein Dankeszeichen, weil sie durch ihren raschen Mut die
Stadt vor einem schweren Überfall errettet hatten.
Seitdem der Erzbischof von Cöln den Andernachern
ihren Zoll genommen und an Linz gegeben hatte, war
zwischen beiden Städten eine böse Feindschaft, bis sich
das Linzer Kriegsvolk eines Nachts aufmachte, die hinderliche Stadt mit
Schwert und Feuer zu vernichten. Sie kamen noch im Dunkeln mit vielen
Schiffen an und wollten mit dem frühesten Licht die Stadt berennen,
zumal am ganzen Rhein die Rede ging, daß die Andernacher sich nicht
vom ersten Sonnenstrahl schon wecken ließen.
Nun waren aber an dem Morgen zwei Bäckerjungen sehr früh mit
ihren Körben leer. So kamen sie, wie oft schon, auf den Übermut, an der
Stadtmauer hinaufzuklettern und oben auf dem Wehrgang sich zu vergnügen.
Da hatte der Wächter an dem Rheintor den schönen Platz benutzt und auf
der Mauer eine Batterie von Bienenkörben aufgestellt. Sie gingen leise
hin und klebten alle Fluglöcher derartig zu mit Lehm, daß sich der Wächter
am Morgen wundern sollte, wenn seine Bienen gar nicht flögen.
Wie sie mit solchem Schabernack zu Ende waren, auch noch dem Wächter
einen Strick vor seine Tür gebunden hatten und pfiffig lächelnd in den Nebel
sahen, der auf dem Rhein geballte Wolken trieb, da war es einem, als
hörte er vom Wasser her einen Klang, wie wenn da irgendwo Metall auf
Stein gestoßen würde. Und weil der andere danach meinte, es wären
Menschenstimmen im Geräusch der Wellen, so steckten sie die Köpfe vor
und lauerten, was wohl geschehen würde. Es dauerte auch nicht allzulange,
so kamen von den Seiten Männer auf Händen und auf Füßen angekrochen
mit Schwertern und mit Stangen, die in dem Nebel und dem frühen Tag
kaum zu erkennen waren, nur daß die Helme und die Lanzenspitzen deutlich
blinkten. Sie lagerten nicht allzuweit vom Tor und warteten, bis eine lange
Doppelreihe von Männern mit einem riesengroßen Balken kam, der vorne
eine Eisenspitze hatte, womit das Tor berannt und eingestoßen werden sollte.