Full text: Für mittlere Klassen (Theil 2)

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Thüringer den dritten, Schlesier, Polen, Reußen den vierten und fünften, 
Ottokar selbst führte den sechsten Haufen, der über neunthalb hundert 
sächsische und bairische Helme stark war. Dann bildeten Böhmen unter 
Milota die Nachhut. Ihnen soll Ottokar seine Person nicht mehr anver¬ 
traut haben; aus dieser Ursache, heißt es, habe er sich an die Spitze der 
Fremden gestellt, und doch ließ er Böhmen als Nachhut. 
Des Abends vorher und noch am frühen Morgen hatte er Gold 
und Gut mit größter Freigebigkeit gespendet, vermeinend, dadurch Viele 
sich anhänglicher zu machen, und bei Manchen es auch erreichend. Es 
trat vor ihn ein thüringischer Ritter und Herbord von Füllenstein; sie 
verhießen, wenn ihnen Gott das Leben schenke, wollten sie den römischen 
König zur Erde bringen. „Dafür soll euer Geschlecht sich ausbreiten," 
entgegnete Ottokar. Barfüßer und Prediger eilten in den Reihen auf 
und ab, von der Gerechtigkeit der Sache Ottokars redend, und wie der 
römische König Böhmen und Mähren einnehmen wolle. ihnen zum äußer¬ 
sten Schaden. König Ottokar selbst ließ die Kriegsfürsten und Häupter 
zusammen treten, stellte sich mit silberner Rüstung in ihre Mitte, eine 
Krone von Edelsteinen auf dem Helme, und sprach ihnen feurig zu mit 
begeisternden Worten. Er gab „Budewezz Praha" zum Feldgeschrei und 
ließ die grüne Sturmfahne mit weißem Kreuze bei sich wehen. 
Des römischen Königs Macht war in vier Haufen und eine Nach¬ 
hut getheilt. Dies geschah nach dem Rathe Hugo von Tauffers, der in 
den Kriegen der Lombarden erfahren war. Die ersten beiden Haufen 
bestanden aus Ungarn; der eine unter dem Palatin Matthias, Grafen 
von Trencsin, der andere unter dem Grafen Stephan von Schildberg. 
In dem dritten, den Rudolf selbst führte, waren die Steirer, Kärnthner, 
Kramer, Salzburger, Schwaben, die Mannen der Stammgüter und die 
vom Elsaß. Die'Hundert von Zürich sollen voran gewesen sein, denn 
der König soll gesagt haben: „Sehet auf diese; noch nie sah ich einen 
Züricher einen Fuß "hinter sich setzen." Ihm zur Seite war sein Sohn 
Albrecht mit einer Rennfahne, woraus zum Zeichen eines Gelübdes ein 
rothes Kreuz auf weißem Grunde glänzte; dann Markgraf Heinrich der 
Dritte von Hachberg mit dem Reichsadler; Peter von Mülinen soll den 
Löwen von Habsburg geführt haben. An der Spitze der Oesterreicher, 
welche die vierte Abtheilung bildeten, flatterte ihr Banner, geführt von 
dem mehr als hundertjährigen Landrichter Otto von Haslau, unterstützt 
von Friedrich von Liechtenstein, dem Sohn des Kämpfers in Preußen. 
Die feindlichen Flügel sollten von Kumanenhorden umschwärmt 
werden, den Feind zu reizen, damit er seine Stellung verlasse, den 
Sumpf durchwate oder umgehe, was Verwirrung in seine Reihen gebracht 
hätte. 
Die Nachhut, eine erlesene Schaar von dreihundert Rittern, stellte 
der König auf eine Anhöhe. Er hatte sie zuerst dem Grafen Heinrich 
von Pfannenberg übergeben wollen; dieser lehnte es ab. „dem Könige 
ob der Zumuthung verzeihend." Darauf ersuchte er den langen Ulrich 
von Kapellen und Konrad von Sumerau. Sie übernahmen den Auf¬ 
trag, jedoch ungern, als vielleicht ihrer Ehre nachtheilig , und erklärten 
ihn den Andern von Adel, um üble Nachrede zu vermeiden. 
Auf des Königs Geheiß rückten die beiden Flügel vor; das Ganze 
war mit nie gesehener Kunst geordnet. Er selbst war in gemeiner Tracht, 
unscheinbarem Panzer und Helm. Er war vor jedem ausgezeichneten
	        
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