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pen, verdeckt durch einen Birkenwald und das Darf Hermsdorf, bis zum
Holzberg herangeführt, den Galgenberg und andere günstige Hohen mit
24 Kanonen besetzen lassen und eröffnete um halb 10 Uhr ein furchtbares
Feuer auf die Grenadiere, weiche den Holzberg besetzt hielten, und auf
die Zietenschen Husaren, die am Fuße desselben lagerten. Als Winter-
feldt Kanonenschüsse vernahm, sprang er auf, rief munter aus: „Aha!
da sind meine Gaste! Nun will ich sie auch bewirthen!" warf sich zu
Pferde, und eilte zu seinen Truppen. Schon hatte das Geschützfeuer
fast eine Stunde gedauert, als die österreichischen Grenadiere in drei
Abtheilungen hervorbrachen und den Holzberg hinanstürmten, wahrend
Schwärme von Kroaten sich ausbreiteten, gegen welche Zieten mit seinen
Husaren in dem durchschnittenen Boden nichts vermochte. Die beiden
Grenadierbataillone auf dem Holzberge wollten ihren Posten nicht ohne
Gefecht verlassen, und ihr anfänglicher Widerstand nöthigte sie zu fort¬
gesetztem; sie schlugen zweimal die Stürmenden zurück, allein da Nadasdy
selbst an deren Spitze trat, immer neue Schaaren heranführte, so wurden
jene überwältigt und den Berg hinabgetrieben.
In diesem Augenblicke erschien Winterfeldt mit der Brigade seines
rechten Flügels, welche der General von Kannncher führte, und nahm
das Gefecht auf, sei es, um seine Grenadiere an sich zu ziehen, oder
den verlornen Posten wieder einzunehmen. Bald erkannte er bcn ganzen
Ernst des Kampfes und die große Uebermacht des Feindes; um so wich¬
tiger, mochte er denken, sei es für die Ehre der preußischen Waffen, hier
nicht zu weichen und den Muth und die Kühnheit des Feindes wachsen
zu lassen. Er hatte gleich anfangs den Herzog von Bevern benachrich¬
tigt und unr Unterstützung ersucht, er sandte in kurzen Zwischenräumen
mehrere Adjutanten, um die Gefahr dringender zu schildern, die Hülfe
schleuniger zu begehren. Allein der Herzog schien nicht sehr bereitwillig,
und seine zögernden Anstalten ließen keine Unterstützung hoffen, die noch
zu rechter Zell erschiene; da Winterfeldt jede Hülfe ausbleiben sah, und
in den zurückgebrachten Antworten wohl gar erkennen mochte. daß ein
ihn betreffender Verlust auf der eignen Seite fast eben so gern wie auf
der feindlichen gesehen würde, so wollte er, durch den Drang unglück¬
licher Umstände herausgefordert und auf sich selbst und seinen Helden¬
muth zurückgewiesen, seine ganze Kraft versuchen, um der Schadenfreude
ihren Gewinn zu vereiteln.
Er wollte gegen Freund und Feind das Acußerste einsetzen. Voll
Grimm rief er seiner Brigade, den beiden Regimentern Manteuffel und
Treskow, sein muthiges „Vorwärts!" zu, und führte sie gegen den
Holzberg mit kühnster Entschlossenheit an. Zieten wollte den Angriff
abrathen, wurde aber nicht gehört. Die beiden Regimenter erneuten den
Kampf mit glänzender Tapferkeit. „Nie," sagt der Fürst von Ligne,
„sah ich so schöne und brave Leute; Winterfeldt an der Spitze rückte wie
ein Verzweifelter auf uns los." Die Oesterreicher, welche schon den
Berg herabgekommen und unten Stand halten wollten, wurden seitwärts
abgedrängt und die Preußen stürmten die Höhen hinan. Zu gleicher
Zell drangen aber auch wieder die Oesterreicher von der andern Seite
hinauf, oben trafen sie aufeinander, kreuzten die Bajonette, und das
wildeste Handgemenge wogte hin und her. Mittag war schon vorüber,
und das Gefecht wandte sich für die Preußen günstig. Winterfeldt eilte,
nun auch seine Grenadiere wieder zu sammeln und heranzubringen. Da