Full text: Für mittlere Klassen (Theil 2)

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pen, verdeckt durch einen Birkenwald und das Darf Hermsdorf, bis zum 
Holzberg herangeführt, den Galgenberg und andere günstige Hohen mit 
24 Kanonen besetzen lassen und eröffnete um halb 10 Uhr ein furchtbares 
Feuer auf die Grenadiere, weiche den Holzberg besetzt hielten, und auf 
die Zietenschen Husaren, die am Fuße desselben lagerten. Als Winter- 
feldt Kanonenschüsse vernahm, sprang er auf, rief munter aus: „Aha! 
da sind meine Gaste! Nun will ich sie auch bewirthen!" warf sich zu 
Pferde, und eilte zu seinen Truppen. Schon hatte das Geschützfeuer 
fast eine Stunde gedauert, als die österreichischen Grenadiere in drei 
Abtheilungen hervorbrachen und den Holzberg hinanstürmten, wahrend 
Schwärme von Kroaten sich ausbreiteten, gegen welche Zieten mit seinen 
Husaren in dem durchschnittenen Boden nichts vermochte. Die beiden 
Grenadierbataillone auf dem Holzberge wollten ihren Posten nicht ohne 
Gefecht verlassen, und ihr anfänglicher Widerstand nöthigte sie zu fort¬ 
gesetztem; sie schlugen zweimal die Stürmenden zurück, allein da Nadasdy 
selbst an deren Spitze trat, immer neue Schaaren heranführte, so wurden 
jene überwältigt und den Berg hinabgetrieben. 
In diesem Augenblicke erschien Winterfeldt mit der Brigade seines 
rechten Flügels, welche der General von Kannncher führte, und nahm 
das Gefecht auf, sei es, um seine Grenadiere an sich zu ziehen, oder 
den verlornen Posten wieder einzunehmen. Bald erkannte er bcn ganzen 
Ernst des Kampfes und die große Uebermacht des Feindes; um so wich¬ 
tiger, mochte er denken, sei es für die Ehre der preußischen Waffen, hier 
nicht zu weichen und den Muth und die Kühnheit des Feindes wachsen 
zu lassen. Er hatte gleich anfangs den Herzog von Bevern benachrich¬ 
tigt und unr Unterstützung ersucht, er sandte in kurzen Zwischenräumen 
mehrere Adjutanten, um die Gefahr dringender zu schildern, die Hülfe 
schleuniger zu begehren. Allein der Herzog schien nicht sehr bereitwillig, 
und seine zögernden Anstalten ließen keine Unterstützung hoffen, die noch 
zu rechter Zell erschiene; da Winterfeldt jede Hülfe ausbleiben sah, und 
in den zurückgebrachten Antworten wohl gar erkennen mochte. daß ein 
ihn betreffender Verlust auf der eignen Seite fast eben so gern wie auf 
der feindlichen gesehen würde, so wollte er, durch den Drang unglück¬ 
licher Umstände herausgefordert und auf sich selbst und seinen Helden¬ 
muth zurückgewiesen, seine ganze Kraft versuchen, um der Schadenfreude 
ihren Gewinn zu vereiteln. 
Er wollte gegen Freund und Feind das Acußerste einsetzen. Voll 
Grimm rief er seiner Brigade, den beiden Regimentern Manteuffel und 
Treskow, sein muthiges „Vorwärts!" zu, und führte sie gegen den 
Holzberg mit kühnster Entschlossenheit an. Zieten wollte den Angriff 
abrathen, wurde aber nicht gehört. Die beiden Regimenter erneuten den 
Kampf mit glänzender Tapferkeit. „Nie," sagt der Fürst von Ligne, 
„sah ich so schöne und brave Leute; Winterfeldt an der Spitze rückte wie 
ein Verzweifelter auf uns los." Die Oesterreicher, welche schon den 
Berg herabgekommen und unten Stand halten wollten, wurden seitwärts 
abgedrängt und die Preußen stürmten die Höhen hinan. Zu gleicher 
Zell drangen aber auch wieder die Oesterreicher von der andern Seite 
hinauf, oben trafen sie aufeinander, kreuzten die Bajonette, und das 
wildeste Handgemenge wogte hin und her. Mittag war schon vorüber, 
und das Gefecht wandte sich für die Preußen günstig. Winterfeldt eilte, 
nun auch seine Grenadiere wieder zu sammeln und heranzubringen. Da
	        
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