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6. Drum meint er's treu, und,
was i sag:
Es freut en, wemme schlafe mag
Und meint, es feig no dunkel Nacht,
Wenn d' Sunn am heitern Himmel lacht.
Drum isch er au so lisli cho,
Drum stoht er au so liebli do.
7. Wie glitzeret uf Gras und Laub
Vom Morgethau der Silberstaub!
Wie weiht e frische Mayeluft
Voll Chriesibluest und Schlechedust!
Und d'Jmmli sammle flink und frisch:
Sie wüße nit, aß 's Sunntig isch.
8. Wie pranget nit im Garteland
Der Chriesibaum im Maiegwand,
Gelveieli und Tulipa
Und Sterneblume nebe dra,
Und gfüllti Zinkli blau und wiß:
Me meint, me lueg ins Paradies!
6. Er
Frühling läßt sein blaues Band 1
Wieder flattern durch die Lüfte,
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, 5
Wollen balde kommen.
9. Und's isch so still und heimli do,
Men isch so rüeihig und so froh!
Me hört im Dorf fei Hüst und Hott;
E g u t e T a g ! und D a n k d e r G o t t !
Und 's git gottlobe schöne Tag!
Isch Alles, was me höre mag.
10. Und's Vögeli seit: „Frili io!
Potz tausig, io, da isch er scho!
Er dringt io in sim Himmelsglast
Dur Bluest und Laub in Hurst und
Rast!"
Und 's Distelzwigli vorne dra
Hass Sunntigröckli au scho a.
11. Sie lüte weger's Zeiche scho:
Der Pfarrer, scheint 's, will zitli cho.
Gang, brechmer eis Aurikli ab,
Verwüschet mer der Staub nit drab!
Und, Chüngeli, leg die weidli a,
De muesch derno ne Maie ha!
I. P. Hebel. 1802?
ist 's.
— Horch, von fern ein leiser Har¬
fenton !
Frühling, ja du bist's,
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen! IO
E. Mörike.
7. Frnhlingseinzug.
1. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Der alte Winter will heraus,
Er trippelt ängstlich durch das Haus,
Er windet bang sich in der Brust
Und kramt zusammen seinen Wust,
Geschwinde, geschwinde.
2. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Er spürt den Frühling vor dem Thor,
Der will ihn zupfen bei dem Ohr,
Ihn zausen bei dem weißen Bart
Nach solcher wilden Buben Art,
Geschwinde, geschwinde.
3. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Der Frühling pocht und klopft ja schon —
Horcht, horcht, es ist sein lieber Ton!
Er pocht und klopfet was er kann
Mit kleinen Blumenknospen an,
Geschwinde, geschwinde.
4. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Und wenn ihr noch nicht öffnen wollt:
Er hat viel Dienerschaft im Sold,
Die ruft er sich zur Hülfe her,
Und pocht und klopfet immer mehr,
Geschwinde, geschwinde.
5. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Es kommt der Junker Morgenwind,
Ein bausebackig rothes Kind,