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Eroberung Spaniens bis zum Ebro (778). — Auf dem
Reichstage zu Paderborn erschien auch eine arabische Gesandtschaft
aus Spanien, welche außerordentliches Aufsehen erregte. Es war
der Statthalter von Saragossa von dem Chalifen Abderrahman ab¬
gesetzt worden und suchte nun Schutz und Hülfe bei dem mächtigen
Frankenkönige. Karl folgte dieser Einladung. Er zog im Jahre 778-
mit seinem Heere über die Pyrenäen, eroberte das Land bis zum
Ebro und machte es, unter dem Namen der spanischen Mark,
zu einer Provinz deS fränkischen Reiches. Auf dem Rückzüge aber
war er nicht so glücklich. In den Gebirgsschluchten von RoncesvalleS-
wurde der Nachtrab seines HeereS überfallen, und viele getödtet.
Hier fiel auch der berühmte Ritter Roland, dessen Heldenthaten:
von dem italischen Dichter Ariosto (1474—1533) so schön be¬
sungen worden sind.
Karl ist gefallen! lief plötzlich das Gerücht ein. Und so¬
gleich stand auch Wittekind wieder an der Spitze der Sachsen.
Taufe, Reichstag, Huldigung, Alles war vergessen. Die Flamme
des Aufruhres schlug wilder empor, als je. Karl lebt! Karl
zieht heran! ging das neue Gerücht. Und alsbald war auch die
Ruhe wieder hergestellt. Der Schrecken seiner Ankunft zerstreuete
Wittekind's Heer. Wittekind selbst zog sich hinter die Weser zurück,,
um bei günstiger Gelegenheit wieder hervorzubrechen. Die Sachsen
gelobten auf's neue Gehorsam und ließen sich in Menge taufen.
Um aber die Ruhe und den christlichen Glauben dauerhafter bei
ihnen zu begründen, ließ er in ihren! Lande mehre Kirchen und
Klöster bauen und BiSthümer errichten, aus denen mit der Zeit
blühende Städte wurden. Als solche werden Osnabrück, Paderborn,
Münster, Verden, Bremen, Minden, Hildesheim und Halberstadt
genannt. Mit jedem Domstifte verband er zugleich eine Schule.
Karl hielt sich jetzt des Gehorsams der Sachsen so gewiß, daß er es
schon wagte, ein sächsisches Heer auszuheben und dasselbe mit einem
fränkischen, unter Anführung des Geilo und Adalgis, gegen
die östlich wohnenden räuberischen Slaven zu schicken, während er
selbst eine Reise nach Rom machte, um seinen Sohn Pipin znm
Könige von Italien, und Ludwig zum Könige von Aquitanien krö¬
nen zu lassen. Aber auf dem Zuge gegen die Slaven erwachte der