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sammlungen in den Hauptstädten, die großen Kunstsamm¬
lungen, wovon sich die in Dresden und Stuttgardt aus¬
zeichnen ; so wie die Bemühungen der fürstlichen Höfe, durch
Künste, Wissenschaften und Bildung sich einen Glanz zu
geben, der mehr Wärme hat, als das todte Erz. Die
Sächsischen und Anhaltischen Fürsten haben in frühern Zei¬
ten hierin viel gethan; jetzt thun die Könige von Preußen,
Baiern und Würtemberg, so wie der Großherzog von Ba¬
den, wohl das Meiste. In katholischen Landern wird mehr
Vorschritt durch Priesterherrschaft befördert. Zum Bücher¬
schreiben hat der Deutsche viel Geschick, weil er entweder
wissenschaftliche Tiefe oder sammelnden Fleiß besitzt, aus
welchen zwei Quellen leicht Bücher fließen. Deutschland
zählt an 6000 Schriftsteller; hat verhältm'ßmäßig mehr
wissenschaftlich gebildete Männer, als andere Länder, aber
weniger Künstler als Italien, und weniger gewerbserfahrne
Leute als England.
Zur Nacheiferung in den Künsten macht man im Preus¬
sischen und andern Ländern Kunstausstellungen; im Wür-
tembergischen und Baiern verbindet man damit herrliche
Volksfeste.
Vierzehnter Abschnitt.
Staaten - Einrichtung.
Deutschland war von 843 an ein Königreich, das von
865 an mit dem römischen Kaiserthume verknüpft ward.
Von 1073 an bemühten sich die Herzöge und Grafen dieses
Reichs, ihre Würden und Aemter erblich zu machen; vom
Anfange des 13ten Jahrhunderts an erhielten viele wirklich
die Landeshoheit, doch blieben sie dem Reiche, wenigstens
der Form nach, Unterthan, bis der Westphälische Frieden
(1648) die Reichseinheit ziemlich aufhob. Dabei blieb
Deutschland bis 1805 ein Wahl-Königreich, das das Ge-
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