und Menschenliebe, Pflicht und Tugend. 249
sre Lust und unser Vergnuͤgen, als unser Schmerz und
unser Mißvergnuͤgen, hat Grade. Jeder Mensch waͤh—
let gern auf kurze Zeit einiges Mißvergnuͤgen, oder
entbehret gern einiges Vergnuͤgens, um sich dadurch
von der Erwartung eines laͤngern und grössern Miß—
vergnuͤgens zu befreyen, oder um ein grosseres und
dauerhafteres Vergnuͤgen in Zukunft zu geniessen.
23 Das
Gehorsam ꝛu befördern, und Ungehorsam zu mindern,
wenn gleich nicht immer in derselben Person und Sache.
6) Alle Lehren von den Ursachen und Wirkungen,
von dem unvermeidlich genannten Schicksale, von der
unvermeidlich genannten Vorherbestimmung unsers
Thuns und Lassens, und von der daraus gefolgerten
Nichtfreyheit und Unschuld der Menschen, sind in der-
jenigen Bedeutung falsch, in welcher daraus folgt, dass
Gesetze, Drohungen und Verheissungen, Strafen und
Belohnungen, Urtheile über Schuld und Verdienst der
Menschen, Nichts ausrichten, und dass solche Veranstal-
tung sich nur auf Irrthum grũnde. Der gesunde Menschen-
verstand sagt, aus Erfahrung, das Gegentheil; wenn gleich
solche Irrlehren, durch Hülfe unbemerkter Zweydeu-
tigkeiten; von Philosophastern so bewiesen werden,
dass es zuweilen gar mittelmässig geüũbten Philosophen
und Logikern schwer wird, die Anfangspuncte der ver-
wickelten Irrschlũsse zu entdecken; oder Andern sicht-
bar ganz vorzulegen.
D Der Unfolgsame will, indem er es ist, entweder den,
der Folgsamleit verlangt, kränken — oder ihn ableh-
ren, solche Folgsamkeit bewirken zu wollen, — oder
er ist ungern, obgleich mit Wissen, unfolgsam, weil
es ihm, bey den Umstanden, gut scheint; wobey 2zu-
weilen die Ungewissheit, ob die Unfolgsamkeit ent-
deckt