8 Die Begründung des brandenburgisch-preutzischen Staates.
b) Seine ersten Regierungsmatznahmen. Eine schwere
Aufgabe wartete des neuen Herrn. Das Land, das er regieren
sollte, war durch den blutigen Krieg entvölkert, verwüstet und gänz¬
lich verarmt. Die Grenzstriche und die Festungen des Landes be¬
fanden sich in der Gewalt fremder Kriegsvölker. „Auf der einen
Seite", sagte er, „habe ich die Schweden, auf der andern den Kaiser.
Ich sitze zwischen ihnen und erwarte, was sie mit mir anfangen."
Aber der junge Fürst verzagte nicht. Das Bild des niederländischen
Volkes und Staates stand vor seiner Seele; es sollte ihm für sein
eigenes Wirken als Muster dienen. Zunächst schloß er mit den
Schweden einen vorläufigen Waffenstillstand und benutzte die Zeit,
um m seinem Lande die Ordnung wieder herzustellen und, soweit es
eben ging, dem verwüsteten Lande dadurch aufzuhelfen, daß er dem
Sandmann notwendiges Saatkorn und Vieh verschaffte und in
die entvölkerten Gegenden Ansiedler aus Holland und der Schweiz
zog. Dann bildete er sich ein kleines, eigenes Heer von 8000 Mann,
das dauernd unter Waffen war und sich nur ihm durch den Treueid
verpflichten mutzte. So war es möglich, daß er im westfälischen
Frieden 1648 schon ein gewichtiges Wort mitreden durfte und mit
Nachdruck seine alten Erbansprüche aus ganzL^ommern geltend machen
konnte. Zwar vermochte er es noch nicht zu verhindern, daß
Schweden Vorpommern mit Stettin bekam, aber Hinterpommern
hielt er fest, und als wertvolle Entschädigung für das ihm Vor¬
enthaltene wurden ihm bie Bistümer Minden, Halberstadt
und Kamm in unb bie Anwartschaft auf das Erzbistum Magde¬
burg zugewiesen.
Vor allem aber kam es ihm auf die^Errichtuna eines
stehenden Leeres an. Der Kurfürst hatte erkannt, datz nur eine
starke Kriegsmacht einem Fürsten und einem Lande Ansehen ver¬
schaffen könne. Darum behielt er auch nach Beendigung des Krieges
sein Heer unter Waffen. So wurde er der Gründer des ersten
stehenden Heeres in Deutschland. Bis dahin waren die Söldner
nur für die Zeit des Krieges geworben worden; der Große Kur¬
fürst aber bildete sich ein Heer zumeist aus Landeskindern, das auch
in Friedenszeiten nicht wieder entlassen werden sollte. Anfänglich
betrug sein Heer nur 3000 Mann, allmählich aber wuchs es bis auf
28000 an. Dazu kam in Kriegszeiten noch der Landsturm, der aus
bewaffneten Bauern bestand. So konnte der Kurfürst mit seinem
wohlgeübten Heere jederzeit schlagfertig in die Welthändel eingreifen.
Bei der Einrichtung des Heeres stand ihm besonders der General
-Der-f f44tt-g-**-treu zur Seite, der auch späterhin der tapferste
General des Kurfürsten geworden ist.