Italien. Das Wiederaufleben der Wissenschaften. Frankreich. 141
(t 1521), Paul HI. (f 1549), Gregor XIII. (der 1582 den verbesserten
Kalender einführte) und Sixtus V. (f 1590). Viele durch die Alten ge-
bildete Dichter und Schriftsteller gingen aus diesem wissenschaftlichen Streben
hervor, wie Ariosto (f 1533), Torquato Tasso (f 1595), Macchiavelli
<t 1527). Durch die im Jahre 1440 von einem Deutschen, Johann Guten-
berg aus Mainz erfundene Buchdruckerkunst wurde ein Mittel gegeben,
die Gedanken und die Werke jener großen Männer schnell und weit zu
verbreiten.
Die Begeisterung für das Alterthum bewirkte auch einen plötzlichen Auf-
schwung der Kunst. Die Ueberreste alter Kunst wurden in ganz Italien,
besonders aber in Rom, sorgfaltig aufgesucht und studirt, und in kurzer Zeit
erreichte die Malerei ihre höchste Vollendung in Leonardo da Vinci
(f 1519 — florentinische Schule), Michel Angelo Buonarotti (t 1564)
Zugleich Baumeister, Bildhauer und Maler, Erbauer der Peterskirche in Rom,
Raphael Sanzio (f 1520 — römische Schule), Corregio (t 1534 —
lombardische Schule), Titian (t 1576 — venetianische Schule).
§. 86.
Frankreich.
1. Unter Philipp III. dem Kühnen (1270—1285), dem
Sohne Ludwigs des Heiligen (§. 77), wurden zwar die Grafschaften
Toulouse. Poitou, Auvergne und der größte Theil von Languedoc
mit der Krone vereinigt; doch war die Gewalt des Königs bei der
großen Anzahl mächtiger Vasallen noch gering. Zu diesen gehörten
die Herzöge von Bretagne, von Guienne (Aquitanien) und von
Burgund, die Grafen von Flandern, Champagne und Anjou.
Philipp IV. der Schöne (1285—1314) dehnte die Kömgs¬
macht weiter als alle seine Vorgänger aus. Er ließ Papst Boni-
faz VIII., mit dem er wegen der Besteuerung der Geistlichen in
Streit gerieth, gesangen nehmen und bewirkte, daß die folgenden
Päpste von 1305—1378 zu Avignon residirten, wodurch die fran-
zösischen Könige großen Einfluß auf die Geistlichkeit gewannen. Der
Orden der Tempelherren, welchem man Irrlehren und Sitten-
losigkeit Schuld gab, wurde wegen seiner großen Reichthümer verfolgt
und nach einem ungerechten und grausamen Verfahren (1312) auf¬
gehoben. Den Baronen wurde das Münzrecht genommen, und fest-
gesetzt, daß von ihren Gerichten an königliche Obergerichte appellirt
werden sollte. Unter Philipp kamen zuerst Abgeordnete der Städte
in die Reichsversammlungen.
Auf ähnliche Weise, namentlich auch durch den Verkauf der
Freiheit an die Leibeigenen, vermehrten Philipps Söhne und Nach-
folger, Ludwig X. (1314), Philipp V. (1316) und Karl IV.
<1322) die königliche Macht. Mit Karl IV. starb 1328 die gerade
Linie der Capetinger aus.