184 IV. 22. Verschiedenheit der Menschen
Gestalt in Brod und Wein gegeben werden müßte.
Ferner behaupteten ste, daß, um Vergebung der Sün¬
den zu erlangen, Nichts anders nöthig wäre, als
wahrer Glaube an Jesum Christum, das Opfer für
die menschlichen Sünden. Sie erklärten aber diesen
Glauben so, daß er mit Buße, oder mit beständiger
Besserung der Seele, entweder alsobald verknüpft wäre,
oder daß er sie alsobald wirken müßte, wenn er ein
wahrer Glaube seyn sollte.
Zwey der berühmtesten Lehrer der Protestanten
waren Luther und Calvin. Ein jeder derselben hatte
seine besondere Parthey ; denn sie waren vornehmlich
über zwey Punkte uneinig. Luther lehrte, es würde
zwar im heiligen Abendmahle Brod und Wein nicht in
den Leib und das Blut Christi verwandelt; aber mit
dem Brode und mit dem Weine würde doch der wirk-
liche Leib und das wirkliche Blut Christi an allen Or¬
ten wirklich genossen, welches auch bis diese Stunde
bey den Lutheranern gelehrt wird. Hergegen Calvin,
und vor ihm Zwinglius, behaupteten, das heilige
Abendmahl wäre zwar ein Gedächtnißmahl des Leibes
und Blutes Christi, und eine den Seelen der Christen
sehr heilsame Handlung; aber durch das Brod würde
der Leib, und durch den Wein das Blut Christi nur
bedeutet oder bezeichnet. Ferner lehrte Calvin, Gott
hätte die Menschen, die von ihm zur Hölle verdammt
werden, in semem Rathschlusse zur Hölle vorherbe¬
stimmt, (oder prädestinier,) damit er Anlaß hatte,
seine strenge Gerechtigkeit zu zeigen; die Andern aber
zum Himmel bestimmt, um seine unendliche Gnade zu
offenbaren. Die Lutheraner verwarfen diese Lehre der
. * Calvi-