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X C. pcx Werfall des Weichs und seine Wenordnung (im 3. und
4. Jahrhundert). Schon unter Mark Aurel überschritten die Feinde die
Grenzen des Reichs, insbesondere drangen im Norden die Germanen über
Rhein und Donau. Zugleich begann eine Zeit innerer Wirren. Eine ganze
Reihe von Kaisern wurde von der Militärgewalt erhoben und wieder beseitigt,
und fast schien das Reich zerfallen zu sollen, da sicherte Anrelianns/ein
rauher, strenger Soldat (270—275) die Grenzen wieder (restituier orbis).
Er überließ zwar Da neu 274 deu Germanen (Westgoten), aber die Donau
blieb im Norden auf 100 Jahre noch die feste Grenze des Reichs. (Über die
Rheingrenze vgl. unten die deutsche Geschichte.)
Im Innern gaben Diocletianns (284—305) und Constantinns
(324—337) dem Reiche durch Neuordnung der Verwaltung einen festeren Halt.
Damit die Regierung mehr Übersicht gewinne, wurde das ganze Reich in vier
große Teile (Präfekturen) zerlegt; die Präfekturen zerfielen in Diözesen
und diese in Provinzen. Die Kaiserwürde ward mit den strengsten Formen
umgeben. Diokletian schmückte sich mit dem Diadem (der weißen Stirn-
binde der persischen Könige) und verlangte kniesälligeVerehrung (adoratio).
Konstantin verlegte die Hauptstadt von Rom nad) Ryzanz (nach ihm Kon-
stantinopolis genannt). Noch einschneidender war, daß er sich vom Heiden-
tum lossagte') und dem Christentum die staatliche Anerkennun g gab,
ja kurz vor seinem Tode selbst zum Christentum übertrat.
II. Das Christentum
(bis zu Theodosius dem Großen).
A. Sein Werßättnis zum Heidnischen Staat. Indem die verschie-
densten Völker mit ihren nationalen Gottheiten in Rom zusammenströmten,
erfolgte hier eine völlige Göttermischung und infolge davon die Auflösung des
heidnischen Glaubens Die Menschheit verlor allen Halt und fand in der
Vergötterung des Kaisers, dem gemeinsamen Glauben, keinen Ersatz. Da sdjloß
sie sich, zuerst die Geringen, der neuen christlichen Religion an, die ihr
verkündet wurde. In der Keuschheit und Menschenliebe (Bruderliebe),
welche die Nachfolge Christi verlangte, erstanden gerade die Tugenden, welche
die alte Welt verloren hatte (vgl. S. 3). Das Verbot der Menschenver-
ehrung brachte indes die Christen in Gegensatz zu dem Staate, der die Ver-
ehrung des Kaisers forderte. Daher begann der Staat die Christen zu ver-
folgen, doch entstand die erste allgemeine Christenverfolgung erst in der
Mitte des 3. Jahrhunderts. Die grausamste war die diokletianische
(Ans. des 4. Jahrhunderts). Bald darauf erkannte Konstantin die Macht des
Christentums an, das in der katholischen Kirche eine großartige Gestalt ge-
wonnen hatte.
1) Im Felde erschien ihm am Himmel das Bild des Kreuzes mit der Inschrift: in
hoc signo vinces.