Full text: Der Regierungsbezirk Wiesbaden (Heft 1)

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In den Waldungen trifft man Rehe, Hirsche, Füchse, Dachse, Hasen, 
im Thiergarten des herzoglichen Jagdschlosses Platte auch milde Schweine. 
Raub- und Singvögel sind überall verhreitet und ist die Zucht der 
Tauben und Hühner in der Nähe größerer Badeorte, ganz bedeutend. 
Bon Fischen findet man in den klaren Waldbächen^die Forelle in 
großer Anzahl; im Rheine Hechte, Aale, Karpfen und Salme; letztere 
besonders zahlreich bei Braubach und St. Goarshausen. Einer beson¬ 
deren Pflege erfreuen sich noch außerdem die Bienen und ist die jähr¬ 
liche Ausbeute an Honig und Wachs sehr beträchtlich. — 
Von den Produkten des Pflanzenreichs lohnt sich ganz besonders 
der Getreidebau. Die ergiebigsten Gegenden nicht blos für diese Gräser, 
sondern auch für Kartoffeln, Futterkräuter und Oelsaat sind die Ebenen 
des Rheins und Alains, sowie die Thalweiten der Lahn. Die Thäler 
der Ems und Aar gehören zu den gesegneten des ganzen Bezirks. Die 
Abhänge des Taunusgebirges nach Rhein und Main liefern köstliches 
Obst, als süße Kastanien, Wallnüsse, Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, 
Pflaumen, Aepfel und Birnen, namentlich die Gegend von Kronberg. 
Ganz besonders aber gedeiht im Rhein- und Maingau die köstliche Traube, 
deren Gehalt, Würze und Süße von keiner anderen übertroffen wird. 
Und wo die Oberfläche nur einen kärglichen Ertrag abwirft, ersetzt ihn 
der Reichthum der Tiefe. Silber und Bleierze fördert man zu 
Tage in den Aemtern Nassau und Braubach; Eisen vorzüglich in der 
Gegend der Lahn und Aar und im Amte Idstein; Schiefer bei Caub 
und in der Langhecke; vorzüglicher Marmor bei Vilmar; Phos¬ 
phorit vorzugsweise in den Aemtern Limburg, Weilburg, Diez und 
Wiesbaden; Töpferthon bei Nastätten; Mang an und Braun¬ 
stein zwischen Diez und Weilburg. 
Im Taunus und am Fuße desselben sprudeln aber noch mehr als 
50 Mineralquellen, so namentlich auf der Südseite die Salzquellen zu 
Homburg und Soden; die Säuerlinge zu Kronthal; die Schwe¬ 
felquellen zu W e i I b a ch; die Thermen von Wiesbaden und Schlan¬ 
genbad; die Stahlquellen von La ngen schmal dach; aus der Nord¬ 
seite die Sauerquellen von Selters und Fachingen. Sie alle stehen 
wegen ihrer Heilkraft in hohem Rufe. 
„Du Land der besten Quellen, 
Du Land des besten Weins, 
Dir ganz sich gleich zu stellen, 
Vermag der Länder keins." — 
Außerdem bietet aber der Taunus noch ein bedeutend geschichtliches 
Interesse. Reste aus der Römerzeit, als Kastelle rmd Verschanzungen 
bei Wiesbaden, Rambach und oberhalb Homburg (Saalburg), der den 
Taunus nördlich umziehenden Pfahlgraben, Steinringwälle auf dem 
Altkönig und zahllose Burgen sind ebenso viele redende Zeugen der hohen 
Bedeutung, welche die Landschaft schon in der Vorzeit, als auch im 
Mittelalter besaß. Endlich hat sich aber auch die Sage das liebliche 
Gebirge zum Gegenstände erkoren. Nach derselben soll es in den älte¬ 
sten Zeiten von einem mächtigen Berggeiste „Riebe" genannt, beherrscht 
und bewohnt worden sein. Alle Schätze des Gebirges waren dessen 
ausschließliches Eigenthum. An ihn erinnert noch jetzt sein Lieblings¬ 
aufenthalt Ribhain, unterhalb des kleinen Feldbergs.
	        
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