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3. Napoleon Konaparte j£a gelangte allmählich ein Mann zu Macht
imb Ansehen, der Frankreich an die Spitze von ganz Westeuropa brachte, das war
Napoleon Bonaparte. Er war 1769 zu Ajaccio auf der Insel Korsika geboren
und war der Sohn eines unbemittelten Edelmannes. Er besuchte die Kriegsschule
und war beim Ausbruch der Revolution Artillerie-Lieutenant. Durch Tapferkeit
und Klugheit stieg er von Stufe zu Stufe und wurde bald General. Er besiegte
die Österreicher und Italiener. Dann zog er nach Ägypten, schlug angesichts der
Pyramiden ein türkisches Heer und eroberte ganz Ägypten. Nach Frankreich zurück-
gekehrt, stürzte er die Regierung und ließ sich zum ersten Konsul ernennen. Im
Jahre 1804 ließ er sich zum Kaiser von Frankreich krönen.
4. Das Ende des alten deutschen Reiches. Österreich hatte zur Unter¬
drückung der Revolution einen Kampf mit Frankreich aufgenommen und denselben
mit wechselndem Glücke geführt... Als aber Napoleon die Führung des französischen
Heeres übernahm, wurden die Österreicher trotz der tapfersten Gegenwehr wieder-
holt besiegt und 1805 zum Frieden gezwungen. Napoleon stiftete nun den Rhein-
Bttitb, durch welchen 16 deutsche Fürsten sich von dem Reichsverbande lossagten und
Napoleon als ihren Beschützer anerkannten. Nun hatte die Würde eines deutschen
Kaisers keine Bedeutung mehr. Daher legte 1806 Kaiser Franz II. die deutsche
Kaiserkrone nieder und nannte sich Franz I., Kaiser von Österreich. So hörte das-
damalige deutsche Reich auf, nachdem es fast 1000 Jahre bestanden hatte.
22. Das neue deutsche Reich.
1. Deutschland von 1815—1870. Im Jahre 1815 wurden auf dem
Wiener Kongreß die Verhältnisse Deutschlands neu geordnet. Es wurde ein
Staatenbund, d. h. alle 3chLürsten und die vier freien Reichsstädte bildeten
' ~ eine Vereinigung, in der 'alle gleiche Rechte Haffen. Diese Verfassung bestand
in uAt von 1815—1866. Sie hatte viele Übelstände. Fast jeder deutsche Staat
hatte andere Münzen, Maße, Gewichte; die einzelnen deutschen Länder er-
hoben an den Grenzen hohe Zölle, so daß Gewerbe unb Handel schwer litten.
Dänemark und Holland hemmten Schiffahrt und Handel in der Nord- und
Ostsee, auf der Elbe und dem Rhein. Im Auslande stand der Deutsche
schutzlos da; denn es gab keine deutsche Flotte. Das Volk hatte bis 1850
in den größten Staaten gar keinen Anteil an der Gesetzgebung. In ganz
Deutschland sehnte man sich nach einem einigen und starken deutschen Reiche.
2. Entstehung des neuen deutschen Reiches. Nachdem von 1866 bis
1870 die norddeutschen Staaten zu einem „norddeutschen Bunde" vereinigt
waren, wurde am 18. Januar 1871 König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser
erkoren. (Vgl. S. 63.) Seit diesem Tage besteht wieder ein deutsches
Reich.
• - ■:: . Im neuen deutschen Reiche finden wir in allen Staaten gleiche Münzen,
Ästaße und Gewicht, dasselbe Gerichtsverfahren, jeder Deutsche kann sich in
allen Bundesstaaten niederlassen. Die Deutschen im Auslande werden geschlitzt;
zum Besten der ärmeren Bevölkerungsklasfen sind zahlreiche wohlthätige Ein-
richtungen und Gesetze geschaffen. Darum sind wir unfern Vaterlande, ins¬
besondere unserem Kaiserhaufe Gehorsam, Vertrauen und Liebe schuldig.
3. Verfassung des deutschen Reiches, a. Der Kaiser. Deutscher
Kaiser ist der König von Preußen. Die Kaiserwürde ist erblich. Der Kaiser
hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, Bündnisse und
Verträge mit anderen Völkern abzuschließen. Er ist der höchste Kriegsherr zu
Laude und zu W äff er; er ernennt die höheren Offiziere und Reichsbeamten.
Beleidigungen des Kaisers werden streng bestraft.