Die Reformation. 1
finden wäre, so müßten sie doch beim römischen Kaiser sein. Ich
will nicht erröten wie einst Kaiser Sigismund." Dennoch erklärte er
im Wormser Edikt Luther in die Reichs acht; niemand solle „ihn
Hausen, ätzen oder tränken, sondern gefänglich annehmen und vor den
Kaiser bringen." Zugleich wurde jede Verbreitung der neuen Lehre
verboten.
Luther befand sich längst in Sicherheit. Auf der Rückreise von
Worms wurde er nach dem Plane seines Kurfürsten zum Schein gewalt¬
sam aus dem kaiserlichen Wagen gerissen und heimlich nach derWart -
bürg gebracht. Hier lebte er unerkannt als Junker ^örg uni> über¬
setzte ans seinem Patmos die Bibel.
f) flif Auswüchse beseitigt. Ans Wittenberg kamen plötzlich
recht schlimme Nachrichten. Luthers früherer Freund Karlstab t zer¬
störte im Bunde mit Zwickauer Schwärmern die Bilder in den Kirchen
und warf Orgeln und Kanzeln ans denselben hinaus. Sofort kehrte
Luther nach Wittenberg zurück, jagte die Schwärmer davon und stellte
die Ruhe wieder her (1522). Die in Wittenberg unterdrückte Bewegung
kam, wenn auch nicht in derselben Gestalt, an anderen Orten zum Aus¬
bruch. Die geknechteten Bauern Süddentfchlcmds und Thüringens hatten
Luthers Lehre von der „Freiheit eines Christenmenschen" dahin sich
ausgelegt, daß jeder nun frei sei von weltlichen Lasten und Abgaben.
Zuerst erhoben sich die Bauern Süddeutschlands gegen ihre Guts¬
herren. Luther ermahnte die Fürsten und Herren zur Milde. Die
Bauern aber gebärdeten sich je länger, je toller. Namentlich waren es
die Bauern Thüringens, die von dem Schwärmer Münzer aus
Allstedt aufgestachelt, keinem freundlichen Rate sich mehr zugänglich
zeigten. Es war die höchste Zeit, den: wüsten Treiben ein Ende zu
machen. Bei Frankenhausen stand der Prophet Münzer mit seinem
bewaffneten Bauernheere, ihm gegenüber die verbündeten Fürsten. Gleich
zu Anfang der Schlacht entfiel den Bauern der Mut, denn die Prophe¬
zeihungen ihres Propheten erfüllten sich nicht. Sie wurden geschlagen,
Münzer gefangen genommen und in seiner Lieblingsstadt Mühlhausen
hingerichtet (1525).
g) Das Gotteswerk bestätigt. Obwohl selbst katholische Fürsten
einsahen, daß die Bauern Luthers Lehre mißverstanden und mißbraucht
hatten, war doch Kaiser Karl der Meinung, solcher Unruhen würde die
neue Lehre noch mehr hervorrufen. Dazu kam die Aufforderung des
Papstes, „der verpestenden Krankheit der neuen Lehre ein Ziel zu
setzen." Auf dem Reichstage zu Speyer (1529) faßten die Katho¬
liken den Beschluß: „Das Wormser Edikt ist streng durchzuführen und
in evangelischen Ländern ist in Glaubenssachen jede Neuerung untersagt."
Gegen diesen Beschluß protestierten die lutherisch gesinnten Fürsten,
weswegen die Anhänger der neuen Lehre von ihren Gegnern spottweise
den Namen Protestanten erhielten.
Karl V. schrieb einen neuert Reichstag nach Augsburg aus.
Hier überreichten am 25. Juni 1530 die Evangelischen eine von