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Russisches Reich. 
Man hat nämlich an den gefährlichsten Stellen schmale Flöße mit dem 
obern Ende an das Ufer befestigt, so daß das untere Ende frei in einer 
kleinen Entfernung vom Ufer schwimmt und eine Art von Feder aus¬ 
macht, an welche die Barken nicht nur ohne Gefahr anlaufen können, 
weil sie nachgiebt, sondern auch noch durch dle rückwirkende Federkraft 
in das Fahrwasser zurückgelenkt werden. Eine große Strecke des Ufers 
ist mit dergleichen Flößen besetzt, auf welchen Schaaren von Weibern, 
Mädchen und Kindern mit Eimern, Töpfen und andern Gefäßen 
stehen, die auf den Ruf des Lootsen, in vollem Schusse des Fahrzeu¬ 
ges, den Augenblick seines Anstoßens benutzen, um auf die Barke zu 
springen und das zugeströmte Wasser auszuschöpfen; wenn sie damit 
fertig sind, springen sie eben so wieder an dem nächsten Punkte, wo 
die Barke sich dem Ufer oder einem solchen Floße nähert, hinab und 
eilen zurück, um gegen eine kleine Vergütung andern Fahrzeugen ihre 
Dienste anzubieten. Die Geschicklichkeit und Sicherheit, womit dieser 
gefährliche Sprung ausgeführt wird, ist bewundernswürdig und unbe¬ 
greiflich ; eine Sekunde zu spat, ein Paar Zoll zu weit, bringen unver¬ 
meidlich den Tod in den schaumenden Wellen, wo an gar keine Ret¬ 
tung zu denken ist, und doch ist es fast unerhört, daß dabei ein 
Unglück sich ereignete. Das Schiffsvolk beginnt die Fahrt durch diese 
Wasserfalle nie anders, als nachdem es sich zuvor durch ein gemein¬ 
schaftliches Gebet zu der bevorstehenden Gefahr vorbereitet hat. Oft 
sieht man hier einen uralten Gebrauch der Vater wiederholen, der etwas 
sehr Feierliches und Rührendes hat. Es pflegt nämlich in den beson¬ 
ders gefährlichen Stellen der Eigenthümer der Barke ehrerbietig, mit 
entblößtem Haupte an die Spitze seines Fahrzeuges hinzutreten, etwas 
Brod und Salz in den tosenden Strom zu werfen und dabei zu 
sprechen: „Mütterchen Msta, wir bringen dir Salz und Brod, sei 
gnädig gegen uns." Man muß den zwischen und über Felsen dahin¬ 
schießenden, schaumenden Strom, die auf demselben hinabgeschleuderten, 
furchtbar krachenden schwachen Fahrzeuge, das ungeheure Gewühl, 
das Kommandiren des Lootsen, das Rennen, Laufen und Schreien 
des Schiffsvolks (indem die geringste Nachläßigkeit, das kleinste Verse¬ 
hen den Untergang der Barke nach. sich ziehen würde), mit einem 
Worte das fürchterlich schöne Ganze gesehen haben, um sich einen 
Begriff von dieser gefahrvollen Fahrt zu machen. Bei allen den 3 
Wasserwegen, die aus der Wolga in die Newa führen, und wovon 
der Tichwinfche 121, das Mariensystem 156 und das Wifchnei-Wolot- 
schoksche 170 M. lang ist, bildet der Ladogakanal den Hauptpunkt 
dieser ganzen Flußschifffahrt, welcher angelegt ist um die gefahr¬ 
volle Fahrt über den Ladogasee zu vermeiden, indem er in einer sanf¬ 
ten Krümmung, längs des südlichen Ufers des Sees hinlauft und eine 
unmittelbare Verbindung zwischen dem Wolchow und der Newa bewirkt. 
Im Durchschnitte beläuft sich die Anzahl der durch den Ladogakanal 
nach St Petersburg passirenden Fahrzeuge jährlich auf 25,000 und
	        
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