Russisches Reich.
geschieht, während dessen jeder Anwesende die Reliquien küssen darf.
Von diesem Kloster brachen nun die Reisenden auf, um den Ararat
zu besteigen, und gelangten in das ziemlich stark bewohnte Armenische
Dorf Arg Huri, wo Noah, als er die Arche verlassen, den ersten Wein¬
stock gepflanzt haben soll; auch wachst ein guter Wein hier. Von
da aus zogen die Reisenden weiter bis zum Kloster des heil. Jakob,
welches bereits 6000 F. über dem Meere liegt, und hier wurden die
Anstalten zum Besteigen des Ararat getroffen. Doch gelang die Er¬
steigung desselben erst bei dem dritten Versuche, so groß waren die
Schwierigkeiten, welche die Örtlichkeit des Berges den Reisenden ent¬
gegensetzte. Das erstemal ging man von der Ostseite heraus, mußte
aber wegen der unüberwindlichen Steilheit des Abhanges in einer Höhe
von 13,000 F. Halt machen. In der Nacht, in welcher man auf
dieser Höhe verweilte, fiel Schnee und dieser machte es möglich, am
folgenden Tage über einzelne glatte Eisstellen hinweg zu kommen.
Ehe man aber noch den Gipfel erreichte, war man genöthigt wegen
der einbrechenden Nacht und der dichten Nebel, welche den Berg um¬
hüllen, umzukehren, damit man einen sichern Punkt erreichte. Bei dem
dritten Versuche erst erreichte Parrot am 9. Oktober 1829 nach 3
Uhr Nachmittags den Gipfel, in Begleitung eines Geistlichen aus dem
Kloster Etschmiazin, zweier Landleute aus dem Dorfe Arghuri und
zweier Soldaten. Der Gipfel des Berges liegt 10,234 F. über dem
Kloster des heil. Jakob und 16,234 F. über dem Meere, ist also viel
höher als der Montblanc, der höchste Berg Europas. Den Gipfel des
Ararat beschreibt Parrot als eine kreisförmige Ebene von etwa 150
Schritt im Umfange, gegen O. durch eine flache Versenkung mit ei¬
nem zweiten, aber niedrigerm Gipfel in Verbindung stehend. Auf dem
höchsten Gipfel wurde von Parrot ein 5 F. hohes Kreuz errichtet.
Nach diefes Reisenden Beschreibung zerfallt der Boden des Berges in
3 Abtheilungen; anfänglich ist der Boden mit Gras bedeckt, nicht mit
Bäumen, denn manche Umstände stehen dem Baumwuchfe entgegen;
dann kommt die Steinregion und mit 13,300 F. beginnt der ewige
Schnee. Alles Gestein ist vulkanischer Beschaffenheit, bald förmlich
geschmolzene Lavamasse, bald Schlacken, bald Trachyt. Wenn man
von dem Ararat in die Ebene herabsteigt, so werden die Lavafelsen
immer kleiner; oben in der Nähe der Schneegränze sind noch fast haus¬
hohe Massen der festesten, dichtesten Lava, von welchen der Hammer
nicht leicht ein Stückchen ablöst, weiter hinab dieselbe Masse, aber in
kleinern Stücken zu 6 bis 8 F. im Durchmesser, bei dem Kloster St.
Jakob schon mit Lavafelfen von etwas leichterer Art und in geringerer
Größe untermengt, unterhalb Arghuri nur mehr ein Gerölle von leich¬
terer, bimsteinartiger Beschaffenheit, das durch sehr allmahlige Abstu¬
fungen in förmlichen Staub übergeht. Auf weiten Strecken krystalli-
sirt eine dünne Salzkruste, welche man schon in weiter Ferne an ihrem
weißen Schimmer erkennt. Parrot bestieg auch den kleinen
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