Russrsches Reich. 
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ben, die in der Nähe der Quellen sind; das Wasser, welches schwerer 
ist, setzt sich auf den Boden, dann schöpft man die Naphtha mit Ei¬ 
mern oder platten hölzernen Gefäßen ab und schüttet sie in Schlauche, 
die man in regelmäßige Quadrate aufschichtet. Von diesen reichhalti¬ 
gen Naphthaquellen so wie von den in einiger Entfernung davon be¬ 
findlichen ergiebigen Salzseen hat die Regierung jährlich 95,000 Sil¬ 
berrubel Einkünfte. Man findet aber nicht allein auf der Halbinsel 
Abscheren, sondern auf der ganzen Seeküste von Baku und Sallian 
und auf den Inseln des Kaspischen Sees, welche in der Nachbarschaft 
liegen, Naphthaquellen und Schlammvulkane in unendlicher Menge. 
So ist vorzüglich die sogenannte Schweine-Jnsel (Swinoi 
Ostrow) in der Nähe des Hafens von Baku, ganz mit Schlamm¬ 
vulkanen bedeckt, die aus kleinen Erhöhungen bestehen, die sich stufen¬ 
weise erheben, bis sie eine Höhe von 3 bis 4 F. erreicht haben; als¬ 
dann versinken oder ebnen sie sich und ihre Seiten fallen ein. Ihr 
Inneres gleicht vertrockneten oder ausgebrannten Ziegelsteinen; von 
Außen sind sie feucht und weich. So oft sich ein solcher Hügel erhebt, 
laßt sich ein ganz eigener Lärm hören, der vielleicht daher kommt, daß 
das Wasser sich in Dünste auflöst. Man bemerkt niemals, daß sich 
ein Hügel auf dem Flecke erhebt, wo schon ein anderer eingesunken 
ist, wohl aber ganz nahe dabei, und so bilden sie sich fort und fort, 
so daß die ganze Oberflache der Insel den Anschein hat, als sei sie 
von Schweinen aufgewühlt worden; daher auch ihr Name. Ehe ein 
solcher Erdhügel sich auswirft, sieht man durchaus keine Öffnung, 
diese entsteht erst nach vorgängiger Explosion. Die Naphtha hat alle 
Kanäle und Rinnen, durch welche sie fließt, selbst ausgehöhlt; in dem 
Augenblicke, wo sich ein solcher Erdhügel öffnet und zusammen fällt, 
fließt die Naphtha heraus. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß sie 
eine Hauptrolle bei dieser Erscheinung spielt, und die Hügel sollten des¬ 
wegen Naphtha-Vulkane genannt werden. Der Boden der Insel ist 
weich wie Schwamm, und zieht das Wasser schnell in sich. Außer 
den berühmten Naphthaquellen bietet die Halbinsel Abscheren eine an¬ 
dere Naturmerkwürdigkeit dar, die sich gleichfalls in der Nähe von 
Baku befindet, nämlich das sogenannte ewige Feuer. Ein Russi¬ 
scher Reisender, der unlängst diese Gegenden besuchte, theilt hierüber 
Folgendes mit: „Wir kamen am Abende an diesen Ort. Schon in 
einer ziemlich weiten Entfernung bemerkten wir die Flammen, die wah¬ 
rend der Nacht ein sonderbares Schauspiel gewährten. Man unter¬ 
scheidet in der Dunkelheit deutlich 4 der größern Flammen, und wenn 
man näher kommt, sieht man eine große Anzahl kleinerer Flammen 
aus der Erde hervorbrechen. Die 4 größern erheben sich sehr hoch 
und erleuchten die ganze umliegende Gegend. Endlich entdeckt man 
eine große Mauer von weißen Steinen, über welche 4 Röhren hin¬ 
ausragen, aus deren Öffnungen die Flammen ausströmen. Als wir 
durch ein Thor der Mauer in diesen Platz eintraten, waren wir von
	        
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