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Asien. 
ist der Zuwachs, der für die Bevölkerung aus dieser Einwanderung 
hervorgeht, nicht von großer Bedeutung. Denn viele sind nur auf 
eine gewisse Anzahl von Jahren verurtheilt und verlassen dann Sibi¬ 
rien wieder. Andere unterliegen bald den schweren Arbeiten in den 
Bergwerken und sterben nach einigen Jahren. Auch befindet sich un¬ 
ter der obigen Zahl der jährlich ankommenden Verwiesenen nur etwa 
Weiber, von welchen kaum die Halste heirathet, und die altern Ko¬ 
lonisten haben selten Lust, ihre Töchter der neu ankommenden Mann¬ 
schaft zur Ehe zu geben. Übrigens giebt es in ganz Sibirien keinen 
Ort, der bloß von Verwiesenen bevölkert wäre. 
Die Bevölkerung Sibiriens ist äußerst gering, und betragt wenig 
über 1,600,000, so daß im Durchschnitt auf eine ssHM. kaum 8 Men¬ 
schen kommen. Am bevölkertsten sind die Gouv. Tobolsk und Tomsk 
oder der westliche Theil Sibiriens, am ödesten sind die Provinzen Ja- 
kutsk, Ochotsk rrnd Kamtschatka, wo in der ersten nur 4 Menschen 
und in den beiden letzten nicht einmal 1 Mensch auf die ss^M. kom¬ 
men. Unter der Bevölkerung Sibiriens machen die Ureinwohner den 
kleinern Theil aus, und bestehen aus vielerlei Volksstammen, meistens 
Nomaden, die statt aller Abgaben der Krone einen in Fellen und Pelz¬ 
werk bestehenden Tribut (Jassak) entrichten, doch giebt es auch dar¬ 
unter solche, die Handel und Ackerbau treiben und ansaßig sind. Un¬ 
ter andern gehören zu diesen Volksstammen: Tataren, Wogulen, Ost- 
jaken, Samojeden, Kirgisen, Kalmüken, Buraten, Jakuten, Tungusen, 
Korjaken rc. Von der Russischen Regierung unabhängig sind die 
Tschuktschen, welche auf der Tschuktschischen Halbinsel leben, und 
den Nordwestamerikanern ähnlicher als ihren Asiatischen Nachbarn sind. 
Die Tschuktschen theilen sich in zwei verschiedene Stamme, einen 
Nomadenstamm, die Rennthiertschuktschen, welche im Innern 
des Landes wohnen, sich von ihren Rennthierheerden ernähren und sich 
in einer Art von Wohlstand befinden, und einen ansaßigen Stamm, 
der am Meeresufer wohnt, und feste Wohnsitze hat. Der Nomaden- 
ftamm nennt sich selbst Tschauktschu, woraus der Name Tschukt¬ 
schen entstand; die Ansaßigen nennen sich Namollo, und sind bei 
weitem armer als die erstere. Diese beiden Stamme unterscheiden sich 
nicht bloß in der Lebensweise, sondern auch in den Gesichtszügen und 
in der Sprache. Die Sprache der Namollo gleicht der Sprache der 
Eskimos ungemein; auch ihre Nachen, Jurten und Waffen zeigen, 
daß sie mit den Eskimos einerlei Stammes sind. Die Rennthier¬ 
tschuktschen gehören zum Volke der Korjaken, denn ihre Sprache ist 
durchaus dieselbe, mit dem einzigen Unterschiede, daß die Tschuktschen 
"eine härtere und kürzere Aussprache haben. In der Lebensweise der 
Korjaken und Tschuktschen zeigt sich nur der Unterschied, daß die erstem 
weit unreinlicher sind. Im äußern Ansehen unterscheiden sich die 
Rennthiertschuktschen wenig von den ansaßigen, außer durch einen hö- 
heru Wuchs, was wohl eine Folge der Lebensart ist. Die Ansaßigen
	        
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