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A sie n. 
Ziegeln verziert, und die artigen Minarets und schön gestalteten Kup¬ 
peln der Moscheen ziehen das Auge aus sich. Eine oder zwei von die¬ 
sen sind mit blauen, weißen und gelben verglasten Ziegeln gedeckt, die 
eine Mosaik von Blumen bilden und die Sonnenstrahlen zurückwerfen. 
Das mannigfache Laub in den zahlreichen Garten, bildet einen schönen 
Hintergrund des Gemäldes. Sobald man aber in die Stadt eintritt, 
verliert sich die Täuschung. Ein großer Raum innerhalb der Mauer, 
besonders nach Nordosten hin ist ganz unbebaut. Alle Hauser sind 
aus kleinen gebrannten Ziegeln von gelblich rother Farbe errichtet; die 
Straßen schmal und ungepflastert, und man erblickt zu beiden Seiten 
gewöhnlich kahle Wände, indem man nur hier und da mit Gittern 
versehene Fenster nach der> Straße zu angebracht hat. Die Thüren 
sind schmal und niedrig. Die Krümmung und Verflechtung der Stra¬ 
ßen ist hier weit größer als in vielen andern Türkischen Städten, und 
mit Ausnahme einiger ziemlich geraden Bazar-Reihen und einiger we¬ 
nigen offenen Platze, bietet das gesummte Innere Bagdads den An¬ 
blick eines ungeheuern Labyrinths^'dar. Das Innere der Hauser ist 
dagegen viel bester, als man nach dem äußern Schein erwarten sollte. 
Die größern Gebäude bestehen aus mehreren auf einander folgenden 
viereckigen Höfen, von Gallerien umgeben, deren jede eine besondere 
Wohnung ausmacht. Der innerste Hof enthält allezeit die Frauen¬ 
wohnung, oder den Harem. Bei warmem Wetter schlafen die Ein¬ 
wohner in Bettstellen auf den platten Dächern, die mit Brustwehren 
versehen sind. Der Handel von Bagdad besteht hauptsächlich in In¬ 
dischen Produkten und Fabrikaten, welche man über Baßra aus Ben¬ 
galen erhält und einestheils nach Syrien, anderntheils nach Kurdistan, 
Armenien und Kleinasien weiter verführt. 
Die Bevölkerung Bagdads, welche gewöhnlich zu 80,000 See¬ 
len angenommen wurde, hat durch die Pest, welche 1831 diese Stadt 
aufs schrecklichste heimsuchte und durch die zu gleicher Zeit sich ereig¬ 
nende fürchterliche Austretung des Tigris, sich außerordentlich vermin¬ 
dert. In den ersten 14 Tagen, da die Pest hier ausbrach, starben 
7000 Menschen. Vergeblich hoffte man, daß nun die Wuth dersel¬ 
ben sich legen würde; sondern es wuchs vielmehr die tägliche Sterblich¬ 
keit mit wahrhaft furchtbarer Schnelle, bis sie gegen Ende Aprils ihr 
höchstes Ziel erreichte. Das nicht viel weniger als 5000 Todesfälle 
täglich betrug. Wenn man rechnet, daß etwa 10,000 Personen auf 
andere Weise starben oder sich flüchteten, so waren, nachdem die Pest 
2 Monate gedauert, von den übrigen 70,000 Menschen noch höch¬ 
stens 20,000 am Leben. Diese furchtbare Verheerung, welche die jeder 
andern Pest übersteigt, von der man sichere Nachricht hat, kann man 
nicht einer besondern Heftigkeit des Pestansteckungsstoffs zuschreiben, 
sondern den begleitenden Umständen, die theils die Einwohner an der 
Flucht hinderten, theils sie nöthigten, in einzelnen Theilen der Stadt 
sich zusammen zu drängen. Unter gewöhnlichen Umständen hätten sich
	        
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