Turkestan. 
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jetzige Turkestan zu diesem, kam hernach unter die Botmäßigkeit der 
Parther und spater ward es ein Bestandtheil des neupersischen Reichest 
In der Mitte des 6teü Jahrhunderts nach Christi Geburt begannen die 
Türken in diesen Gegenden sich auszubreiten und daselbst mächtig zu 
werden. Diese, welche den Chinesen unter dem Namen Chiung-nu 
schon lange vor Christi Geburt bekannt wurden, wohnten nördlich und 
nordöstlich von den Chinesichen Provinzen Schansi und Schensi auf 
dem Gebirge In - Schan (s. S. 202. II. Bandes), welches sich im 
N. der großen Krümmung der Hoang-Ho erhebt. Vom I. 206 vor 
Christi Geburt bis in die Mitte des ersten Jahrhunderts unterjochten 
sie einen bedeutenden Theil von Mittelasien. Da sie jedoch später 
aus diesen Gegenden verdrängt wurden, zogen sie sich weiter westwärts, 
und eine ihrer Horden ließ sich an dem Goldberge (Altai) nieder, 
machte sich unter dem Namen Tu-kiü bekannt und erweiterte nach 
und nach ihre Gränze bis an den Kaspischen See. Der Name Türken 
wurde hierauf (im 6. Jahrh, nach Christi Geburt) in Europa bekannt. 
Zu Anfang des 7. Jahrhunderts drangen die Araber in Turkestan ein 
und stießen hier auf die Türken. Nach dem Verfalle des Arabischen 
Khalisats entstanden hier mehrere Türkische Herrschaften, welche Dschin- 
gis-Khan, der Mongolen-Beherrscher, im 12. Jahrhunderte unterjochte. 
Nach seinem Tode bekam einer seiner Söhne, Dschagatai Turkestan, 
welches nach ihm den Namen Dschagatai erhielt. Und noch jetzt 
herrschen Nachkommen desselben als Khane in mehreren Staaten Tur- 
kestans; denn Turkestan besteht gegenwärtig aus mehreren von einander 
unabhängigen Staaten, unter welchen, nach den neuesten Nachrichten 
der Reisenden, Khokand, Usbekistan nnd Badakschan jetzt die mächtig¬ 
sten seyn sollen. 
Zu Turkestan gehört auch der Kaspische See, doch nur seine 
Ostseite, denn seine Südseite gehört zu Persien und Iran und seine 
West- und Nordseite zum Russischen Reiche. Dieser riesenhafte See, 
den man seiner Größe wegen auch Kaspisches Meer nennt, ist 
der größte See auf der Erde, nimmt mit seiner Oberstäche 10 Brei¬ 
ten- und 5 Längengrade ein, und enthält 6000 oder nach Andern 
6860 iDM., so daß er nach der letztern Annahme größer als der 
Preußische und Baiersche Staat zusammen genommen seyn würde. 
Seine Länge beträgt 140 Meilen und seine Breite wechselt von 28 
bis 63 M. Wahrscheinlich ist er der Überrest eines größern Meeres, 
das einst das ganze Flachland in seiner Nahe weit und breit bedeckte 
und mit dem Aralsee und dem Asowschen Meere zusammenhing. Der 
Zusammenhang mit letzterm fand vermuthlich nordwestlich vom Kauka¬ 
sus in der Gegend Statt, die der Manitsch und die Kuma durchfließen; 
denn diese ganze Gegend ist flach, und mit niedrigen Hügeln des 
reinsten Flugsandes bedeckt, worin man zahlreiche Muschelschalen, die 
sowohl dem Schwarzen als Kaspischen Meere angehören, findet; häufig 
finden sich in dieser Steppe Salzseen, ja der ganze Boden scheint mit 
Cannabich's Hülfsbuch. II, Band. 19
	        
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