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Asien. 
erhebt sich das Grabmonument des Kaisers Baber *). Vor dem 
Grabe steht eine kleine Moschee von Marmor. Man genießt eine 
herrliche Aussicht auf dem neben Babers Grabe sich erhebenden Hügel 
und sieht auf der einen Seite mit Schnee bedeckte, hohe Gebirge und 
auf der andern die wegen ihrer Früchte so berühmten Garten von Kabul, 
in die das Wasser auf eine höchst sinnreiche Weise geleitet ist. 
Beludschistan. 
Dieses Land hat feinen Namen von den Beludschen, dem herr¬ 
schenden Volke, dessen Ursprung und Geschichte in völlige Dunkelheit 
gehüllt sind, und gehörte sonst zu Ostpersi'en, machte sich aber 1756 
von dessen Herrschaft los. Die Herrscherwürde ist in dem Geschlechte 
der Kumburanis erblich und geht vom Vater auf den Sohn über. 
Der Beherrscher führt den Titel Khan. Der gegenwärtige, der Nach¬ 
folger von Nassir-Khan, heißt Mahmud Khan und regiert seit 1796, 
besitzt aber wenige Gewalt über die einzelnen Stammoberhaupter. 
Die Beludschen bestehen aus 2 Hauptabtheilungen, den Be¬ 
ludschen und Brahus, die eine ganz verschiedene Sprache reden 
und wahrscheinlich einen verschiedenen Ursprung haben. Die eigentli¬ 
chen Beludschen theilen sich in unzählige Stamme (Kails), und sind 
im Allgemeinen groß und hübsch, zwar nicht von großer körperlicher 
Starke, aber dauerhaft, jeden Wechsel des Klimas und der Jahreszeiten, 
so wie Strapazen aller Art ertragend. Bei aller Rohheit und Man¬ 
gel an Kultur, kann man ihnen mehrere vorzügliche Anlagen nicht 
absprechen; sie haben vielen natürlichen Witz, einen lebhaften Geist und 
einen Grad von feuriger Einbildungskraft, der sie selbst zu Dichtern 
macht. Ihr Gesang ist nicht unangenehm, und sie begleiten denselben 
mit heftigen und ausdrucksvollen Geberden. Sie fürchten den Tod 
nicht und fechten mit großer Tapferkeit. Durch keine Gesetze gebun¬ 
den und durch keine Gefühle der Menschlichkeit abgehalten, sind sie 
wilde und gefürchtete Räuber; sie halten den Diebstahl für entehrend, 
aber Raub und Plünderung für erlaubt, und suchen ihren Ruhm in 
den Tschupaos oder Raubzügen, welche auf Kameelen, mit größter 
Kühnheit, List, Gewandtheit und Schnelligkeit in die entferntesten 
Landschaften, selbst bis in die Nahe des Persischen Meerbusens unter¬ 
nommen werden. Dagegen üben sie, wie viele andere Raubvölker, in 
ihren Wohnungen wahrhaft patriarchalische Gastfreiheit. Wer ihren 
Schutz hat, kann sicher auf sie zählen, und sie würden eher sterben 
als ihr Wort brechen. Selbst ihre Sklaven, die sie von den Raub¬ 
zügen mit nach Hause bringen und die, wenn sie sich nicht loskaufen 
können, das Feld bauen müssen, behandeln sie mit großer Milde. 
*) Er war Kaller oder Großmogul von Indien, Stifter dieses Kaiser¬ 
reichs und lebte im 16. Jahrhunderte.
	        
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