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schönsten Gegenden Javas, wohin eine schöne Kunst- und Poststraße
führt, und wo der General-Gouverneur eine reizende Villa hat, einen
Pallast, dessen Facade in Geschmack, Großartigkeit und Pracht mit
den schönsten Werken der Baukunst Europas wetteisern kann. Er
hält sich hier gewöhnlich in der heißen Jahreszeit auf. In dem dasi'gen
großen botanischen Garten findet man nicht allein die Pflanzen Javas,
sondern auch anderer Indischen und Australischen Inseln. Zugleich
haben viele Privatpersonen, durch die Anmuth der hiesigen Gegend
verleitet, in der Nahe die herrlichsten Landhäuser erbaut, und Buiten-
zorg ist nach und nach gleichsam zu einem Städtchen angewachsen,
dessen nahe Hügel, Berge und Thäler alle einen bezaubernden Anblick
gewähren.
Borneo.
Diese größte Insel des ganzen Indischen Archipels, die so groß
wie ganz Deutschland ist, und in ihrer größten Ausdehnung von N.
gegen S. 195 und von O. gegen W. 145 M. sich erstreckt, liegt
nördlich von Java und östlich von Sumatra. Ruinen von Tempeln,
Statüen und von zerstörten Städten und mehrere in verschiedenen Ge¬
genden aufgeflmdene Inschriften, deren Buchstaben weder den Chine¬
sen und Malaven noch den Dayaks bekannt sind, scheinen daraus hin¬
zudeuten, daß Borneo in frühern Zeiten auf einer höhern Stufe der
Civilisation und des Glanzes gestanden habe, als es jetzt der Fall ist.
Im Jahre 1526 besuchten unter allen Europäern zuerst die Portu¬
giesen diese Insel und suchten festen Fuß auf derselben zu fassen, wur¬
den aber bald von den Einwohnern wieder verjagt. Auch die Hollän¬
der und Engländer machten schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts
Versuche sich auf dieser großen Insel niederzulassen und gelangten auch
wirklich zum Besitze mehrerer Handelskomptoirs, ohne jedoch förmliche
Landbesitzungen zu erhalten. Den Holländern allein glückte es endlich
im ersten Viertel des gegenwärtigen Jahrhunderts, besonders in den
Jahren 1815—1818, sich in den Besitz einiger Landstriche an der
West- und Südküste zu setzen und einige von den bisher ganz unab¬
hängigen inländischen Staaten in Abhängigkeit von sich zu bringen.
Diese Holländischen Besitzungen bilden die zwei Residentschaften der
Nord west- und derSüdostküste, und enthalten unter andern die
Städte und Forts Pontianak und Banjermassing, worin die
Residenten ihren Sitz haben, so daß man annehmen kann, daß jetzt -
die Herrschaft der Holländer sich über ^ der Insel erstreckt; doch ma¬
chen ihre unmittelbaren Besitzungen hiervon den bei Weitem gering¬
sten, dagegen die mittelbaren den größten Theil aus. Bei allem dem
aber ist Borneo noch immer eine der am wenigsten gekannten Inseln
der Erde. Kaum kennen wir die Umrisse und die Küstengegenden; in
das Innere sind die Europäer bis jetzt fast gar nicht gekommen, außer