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Kanarische Inseln. 
genbaume mir Blumen beladen, Myrrhen und Eypressen umgeben dis 
Kapellen, welche auf den meisten ifolirten Hügeln errichtet sind. Überall 
sind die Grundstücke mit Kaktus und Agave umzäunt. 
In diesem südwestlichen Theile der Insel befindet sich der berühmte 
Pik von Teneriffa oder Pico de Teyde, der höchste Berg auf 
den Kanarischen Inseln, der 11,500 F. hoch sich über der Meeres¬ 
flache erhebt und in der Entfernung von 20 M. sehr genau gesehen 
wird. Er ist ein Vulkan, so wie der Boden der sämmtlichen Kana¬ 
rischen Inseln vulkanisch ist. Obwohl keine geschichtlichen Erinnerungen 
vorhanden sind, daß der Gipfel des Piks Feuer ausgeworfen habe, so 
ist dieses doch eine unbezweifelte - Thatsache, daß er einmal auch von 
seinem Gipfel aus thätig gewesen sey, indem sowohl der Auswurf¬ 
kegel, als der Krater, aus dem die Lava floß, noch vorhanden sind. 
Dagegen kennt man seit der Mitte des 16. Jahrhunderts mehrere 
geschichtlich aufgezeichnete Ausbrüche, die an verschiedenen Stellen an 
den Seiten des Piks geschahen, von welchen der Ausbruch den 5. Mai 
1706 der Stadt Guarachico, damals der schönsten und reichsten auf 
der Insel, in einer herrlichen Gegend an einem Lorbeerwalde gelegen, 
den Untergang brachte, indem ein zweifacher Lavastrom die ganze Stadt 
verschlang, den Hafen ausfüllte und die ganze herrliche Gegend in 
eine Wüste verwandelte, Hieraus ruhte der Pik von seinen Anstren¬ 
gungen beinahe ein ganzes Jahrhundert. Allein erloschen war er nicht; 
denn 1798 am 9. Junius öffnete er sich abermals durch den ihm 
nahen Berg Cahorra. 3 Monate und 6 Tage hindurch wurden Lava 
und Schlacken aus 24 F. Höhe aufgethürmt durch 4 Mündungen, und 
Felsstücken 3000 F. hoch geschleudert. Seitdem ist der Pik wieder ruhig. 
Der Pik von Teneriffa ist oft schon bestiegen worden. Es ge¬ 
schieht dies gewöhnlich von der Stadt Orotava aus. Unter andern 
Reisenden bestieg ihn der Britte Nennet am 16. September 1814, 
den wir bei seiner Besteigung in Gedanken begleiten. Begicbt man 
sich von Orotava aus auf den Pik, so kommt man Anfangs durch 
ein sehr wohl angebautes Land. Die Garten dieser Stadt, zwischen 
denen der Weg hindurch führt, gewahren den Anblick von Gewachsen 
aus allen Erdtheilen. In einem dieser Garten steht ein sowohl wegen 
seines Alters als wegen seines Umfanges berühmter Drachenbaum 
(Dracaena Draco), der schon von den alten Guantschen als heilig 
verehrt wurde und 1402 in derselben Größe wie jetzt befunden war. 
Der Drachenbaum ist eine der am langsamsten wachsenden Pflanzen, 
dennoch betragt die Höhe dieses gewaltigen Baumes über 60 F., und 
der Umfang des Stammes an der Wurzel 45 Fuß, und 10 F. ober¬ 
halb der Erde Halter noch 12 F. im Durchmesser. Nach einem Auf- 
steigen von ohngefahr einer Stunde in einem tiefen Hohlwege kommt 
man in eine Waldung von alten Kastanienbaumen, die mit baumähn¬ 
lichen, 18 F. hohen Heidekraut untermischt sind. Man ist nun auf 
der Ebene der Hügel, welche die Centralkette bilden, die Teneriffa durch-
	        
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