Full text: [Lehrstufe 2] (Lehrstufe 2)

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also an irgend einem Meridian Mittag ist, so hat nach 0 hin der 90. Meri¬ 
dian 6 Uhr Abends, der 180. Mitternacht, der 270. aber 6 Uhr Morgens, nach 
W dagegen der 90. Meridian 6 Uhr Morgens, der 180. Mitternacht, der 270. 
aber 6 Uhr Abends. 
Die Erscheinung, daß Jemand, der in östlicher Richtung rings um die Erde 
reiset, wenn er an den Ausgangsort zurückkommt, einen Tag mehr, und Jemand, 
der in westl. Richtung diese Reise macht, einen Tag weniger zählt, als der Aus¬ 
gangsort, erklärt sich auf folgende Weise: Für den Ausgangsort entstehen die Tage 
allein durch die Arendrehung der Erde; für die Reisenden aber kommt noch eine 
zweite Ursache, nämlich ihre eigne Fortbewegung hinzu, die hinsichtlich des Sonnen¬ 
standes und der davon abhängenden Tageszeiten für die ganze Reise dieselbe Wirkung 
hat, wie eine Arendrehung. Denken wir uns nämlich die Erde stehe still, so würde 
Jemand, während er sie rings umreiset, für jeden Grad, den er fortgeht, die Sonne 
um io in ihrem Tagebogen am Himmel fortrücken, sie einmal als Morgen-, ein¬ 
mal als Mittags-, einmal als Abendsonne leuchten sehen und außerdem einmal 
Mitternacht, im Ganzen also 1 Tag haben. Dieser durch die eigne Bewegung des 
nach O, also mit der Rotation in gleicher Richtung Reisenden für den letzterst ent¬ 
stehende Tag kommt zu den durch die Arendrehung entstehenden Tagen hinzu, geht 
aber für den nach W, also der Sonne voraus Reisenden von den durch die Aren- 
drehuug entstehenden Tagen ab. es zählt demnach von der Abreise bis zur Rückkehr 
an den Ausgangsort jener Reisende 1 Tag, also auch die 4 Tageszeiten, einmal 
mehr, dieser einmal weniger als der Ausgaugsort; doch ist, weil die Erde für jenen 
keine Arendrehung mehr, für diesen keine weniger gemacht hat, als für den Aus¬ 
gangsort, für jenen nicht mehr für diesen nicht weniger Zeit verflossen als für den 
letztem, auch hat die Sviene jenem nicht langer, diesem nicht kürzere Zeit als dcni 
letztem geleuchtet; dem nach O Reisenden sind nämlich durch die eigne Bewegung die 
einzelnen durch die Arendrehung entstehenden Tage für jeden nach O zurückgeleg¬ 
ten Grad um 4 Min., alle Tage zusammen während der ganzen Reise um (4 x 
360= 1440 Min. =) 24 St. verkürzt und deßhalb jedesmal die folgenden für je 1" 
um 4 Min. früher eingetreten, für den nach W Reisenden dagegen die Tage in 
gleicher Weise verlängert, beziehungsweise später eingetreten, als für den Ausgangs¬ 
ort, der an der Eigenbewegung der Reisenden nicht theilgenommen hat. Die nach 
der Zeit des Ausgangsortes richtig gehende Uhr des nach O Reisenden wird nach 
der Zeit des Ortes, wo er sich befindet, nach jedem zurückgelegten Grade um 4 Min. 
(also nach 90» 6 St., nach 180« 12, nach 270° 18, nach' 360° 24 St.) zurück, die 
des nach W Reisenden um ebensoviel voran sein, mit der Uhr des Ausgangsortes 
aber übereinstimmen. Es wird also in demselben Augenblick, in welchem am Aus¬ 
gangsorte Mittag ist, 1) sobald 90° zurückgelegt sind, au dem Orte, wo sich der 
nach 0 Reise,ide' befindet, bereits 6 Uhr Abends, da, wo sich der nach W Reisende 
befindet, erst 6 Uhr Morgens desselben Tages sein, 2) sobald 180" zurückgelegt sind, 
jener wie dieser Mitternacht haben, jener jedoch bereits das Ende, dieser erst den An¬ 
sang desselben Tages, so daß ihre Kalender bereits um 1 Tag verschieden sind und 
vom Kalender des'Ausgangsortes um V2 Tag abweichen; 3) sobald 270° zurückgelegt 
sind, jener bereits 6 Uhr früh des folgenden, dieser erst 12 Uhr Mittags des vorher¬ 
gehenden Tages haben; es werden endlich 4) beide Reisende, wenn sic 360° in glei¬ 
cher Zeit zurückgelegt haben und an den Ausgangsort zurückkommen, wie dieser Mittag 
haben, der aber für den, der nach O reiset, bereits der Mittag des folgenden, .für 
den andern der Mittag des vorhergehenden Tages ist, so daß wenn der Kalender des 
Ausgangsortes den 2. Tag eines Monates zeigt, der des 1. Reisenden den 3., der 
des 2. den 1. Tag angibt. Die beschriebenen Erscheinungen treten unter allen Um¬ 
ständen bei jeder Reise um die Erde ein, sobald sie nur in östl. oder westl. Richtung 
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dian, weil jener (83 — 8 =) 75° weiter nach 0 liegt, als diese und-^^-5St. Europas 
Westspitze am 8., Marseille am 23., Königsberg am 38. östl. Merid. sind je 15 Merid. 
in östlicher Richtung von einander entfernt. Wenn daher Marseille Mittag hat, so 
ist an Europa's Wcstspitze 11 Uhr Vormittags und in Königsberg 1 Uhr Nachmittags.
	        
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