Abschied und ritt, von zwölf wohlgerüsteten Nibelungenrecken begleitet,
zu neuen Taten hinweg. Die Tarnkappe nahm er auf Alberichs Bitte
Mit sich. Gotlhold Klee.
3ö. Der Schwcmritfer.
E erzog Gottfried von Brabant war gestorben, ohne männliche
Erben zu hinterlassen; er hatte aber eine Urkunde gestiftet,
daß sein Land der Herzogin und seiner Tochter verbleiben sollte.
Hieran kehrte sich jedoch Gottfrieds Bruder, der mächtige Herzog
von Sachsen, wenig, sondern bemächtigte sich, aller Klagen der
Witwe und Waise unerachtet, des Landes, das nach deutschem
Hechte auf keine Weiber erben könne.
Die Herzogin beschloß daher, bei dem König zu klagen, und
als bald darauf Karl nach Niederland zog und einen Tag zu Neu¬
magen am Bhein halten wollte, kam sie mit ihrer Tochter dahin
und begehrte Recht. Dahin war auch der Sachsen Herzog ge¬
kommen und wollte der Klage zu Antwort stehen. Es ereignete
sich aber, daß der König durch ein Fenster schaute; da erblickte
er einen weißen Schwan, der schwamm den Rhein herauf und zog
an einer silbernen Kette, die hell glänzte, ein Schifflein nach sich.
In dem Schiff aber ruhte ein schlafender Ritter; sein Schild war
sein Hauptkissen, und neben ihm lagen Helm und Halsberg. Der
Schwan steuerte gleich einem geschickten Seemann und brachte
sein Schiff an das Gestade. Karl und der ganze Hof verwunderten
sich höchlich ob dieses seltsamen Ereignisses; jedermann vergaß
der Klage der Frauen und lief hinab dem Ufer zu.
Unterdessen war der Ritter erwacht und stieg aus der Barke;
wohl und herrlich empfing ihn der König, nahm ihn selbst zur
Hand und führte ihn gegen die Burg. Da sprach der junge Held
zu dem Vogel: ,,Flieg deinen Weg wohl, lieber Schwan! Wann ich
dein wieder bedarf, will ich dir schon rufen.“ Sogleich schwang
sich der Schwan auf und fuhr mit dem Schifflein aus aller Augen
weg. Jedermann schaute den fremden Gast neugierig an; Karl
ging wieder ins Gestühl zu seinem Gericht und wies jenem eine
Stelle unter den andern Fürsten an.
Die Herzogin von Brabant, in Gegenwart ihrer schönen Tochter,
hub nunmehr ausführlich zu klagen an, und nachher verteidigte
sich auch der Herzog von Sachsen. Endlich erbot er sich zum
Kampfe für sein Recht, und die Herzogin solle ihm einen Gegner