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61. Zum Tagewerk.
1. Gehe hin in Gottes Namen,
Greif dein Werk mit Freuden an,
Frühe säe deinen Samen!
Was gethan ist, ist gethan.
2. Sieh nicht aus nach dem Ent¬
fernten;
Was dir nah liegt, mußt du thun;
Säen mußt du, willst du ernten,
Nur die fleiß'ge Hand wird ruhn.
3. Müßig stehen ist gefährlich,
Heilsam unverdroßner Fleiß,
Und es steht dir abends ehrlich
An der Stirn des Tages Schweiß.
4. Weißt du auch nicht, was ge¬
raten,
Oder was mißlingen mag,
Folgt doch allen guten Thaten
Gottes Segen für dich nach.
5. Geh denn hin in Gottes Namen,
Greif dein Werk mit Freuden an,
Frühe säe deinen Samen!
Was gethan ist, ist gethan.
Spitta.
62. Zum Ziele.
1. Keiner kann im leichten Spiel
Dieses Lebens Preis erjagen;
Fest ins Auge faß dein Ziel,
Bis die Pulse höher schlagen
Und sich dir an Fuß und Hand
Wieder straff die Sehne spannt.
2. Und so wandreSchritt für Schritt
Den Gefahren kühn entgegen;
Hoch das Haupt und fest der Tritt
Und im Herzen Gottes Segen,
Auf der Stirn des Kampfes Schweiß:
So gewinnest du den Preis.
Sturm.
63. Zimmerspruch.
Das neue Haus ist aufgericht't.
Gedeckt, gemauert ist es nicht,
Noch können Regen und Sonnenschein
Bon oben und überall herein;
Drum rufen wir zum Meister der
Welt,
Er wolle von dem Himmelszelt
Nur Heil und Segen gießen aus
Hier über dieses offne Haus.
Zuoberst woll' er gut Gedeihn
10 In die Kornböden uns verleihn;
In die Stube Fleiß und Frömmigkeit,
In die Küche Maß und Reinlichkeit,
In den Stall Gesundheit allermeist,
In den Keller dem Wein einen guten
Geist;
Die Fenster und Pforten woll' er
weihn,
Daß nichts Unselig's komm' herein,
Und daß aus dieser neuen Thür
Bald fromme Kindliin springen für.
Nun, Maurer, decket und mauert aus!
Der Segen Gottes ist im Hans. 20
Uhland.