Full text: Beschreibung des Königreichs Sachsen

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In dem Zwickauer Bezirke liegen auch die Fürstlich und Gräflich 
Schönburgischen Receßherrschaften, Glauchau, Wal- 
denburg, Hartenstein, Lichtenstein und Stein, die Herr» 
kchaft Wilden fels und die Lehnsherrschaft Remse. Zu der 
Leipziger Kreisdirektion dagegen gehören die Schonburgischen 
Lehnsherrschaften Penig, Wechselburg und Rochsburg. 
Sachsen ist rund herum von friedlichen Nachbarvölkern um» 
wohnt, welche von uns nehmen, was im Lande erzeugt wird, und 
uns geben die Güter, an welchen sie Ueberfluß und wir Mangel 
haben. Uebcrschreiten wir die Grenzen des Vaterlandes nach Osten, 
oder Norden, oder Nord-Westen hin, so sagt man zwar: Wir sind 
nun nach Preußen gekommen; aber Mundart und Sitte verrathen, 
daß wir noch immer unter Landsleuten sind, denen selbst der Name 
„Sachsen" gelassen worden ist. Mochte es uns eine geraume Zeit 
hindurch recht fühlbar werden, daß die früheren Landsleute von 
uns getrennt worden waren; seitdem Sachsen an den Preußischen 
Zollverband sich angeschlossen hat, und somit der Verkehr unter 
beiden Völkern erleichtert worden ist, sind uns die Grenzen, welche 
die Staatskunst zwischen dem Königreiche Sachsen und dem Preu¬ 
ßischen Herzogthume Sachsen gezogen hat, nicht mehr so bemerkbar 
wie früher. Schwieriger ist zwar unser Verkehr mit den Böhmen, 
unsern südlichen Grenznachbarn; doch die nothwendigsten Bedürf¬ 
nisse können wir ungehindert von ihnen erlangen, und sie sind es 
gerade, welche den Ueberfluß ihrer reichen Fluren den Städten un¬ 
sers ärmeren Erzgebirgs zuführen. Gegen Südwesten hin aber 
haben wir das liebe Baiernland, ein uns schon deshalb ver¬ 
wandtes Land, weil es das Land ist, welches unsre edle, hochherzige 
Königin uns geboren hat. Nach Westen aber finden wir ebenfalls 
Brüder, mit welchen uns ein Glaube, der protestantische, eine 
Sitte, eine Sprache, ja selbst zum großen Theil ein Name ver¬ 
bindet; wir begegnen nämlich hier den Bewohnern der Fürstenthümcr 
Neuß, des Großherzogthums Sachsen-Weimar und des Her¬ 
zogthums Sachsen-Altenburg, und die Herrscher der beiden 
zuletzt genannten Länder zählen ja unter ihren Ahnen jenen Fried¬ 
rich den Weisen, jenen Johann den Beständigen, jenen Johann 
Friedrich den Großmüthigen, Fürsten, deren Namen mit unverlösch- 
lichen Zügen in der Geschichte Sachsens, in der Geschichte unserer 
Kirche glänzen. 
Mag Sachsen immerhin in Folge des letzten Kriegs ein kleines 
Land geworden sein, wir wollen nicht sowohl an Das denken, was 
wir waren, sondern an Das, was das Land jetzt noch ist und hat. 
„Wie auch die Schläge des Schicksals zu verschiedenen Zeiten 
Sachsen getroffen, erliegen konnte das kräftige Land nicht. Jeder 
Schlag entzündete neue Funken, neue Flammen, förderte den Fort¬ 
schritt, ermuthigte, statt zu entmuthigcn. So blieb Sachsen bei 
dem Versiegen so mancher schönen Quelle, unter Fürsten, deren
	        
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