Full text: Beschreibung des Königreichs Sachsen

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Johann Burkhardt vermachte 165 t in seinem Testamente dem damaligen 
Kurprinzen und nachherigen Kurfürsten, Johann Georg !!., sein Farbenwerk. 
Das kurfürstliche Blaufarbenwerk Jngcl bei Johanngeorgenstadt wurde hier- 
auf nach Schlema verlegt und mit dem Schlemaer verbunden, jedoch unter 
der Bedingung, daß dieses nun als ein Doppelwerk betrachtet werden sollte. 
1692 nahmen die Besitzer der drei andern Blaufarbenwerke das Schlemaer in 
Pacht und behielten es so lange, bis es endlich von einem kurfürstlichen 
Faktor auf Rechnung des Landesherrn verwaltet wurde. Jedes Privatfarben¬ 
werk besitzt die niedere Gerichtsbarkeit erb - und eigenthümlich, welche durch 
einen Gerichtshalter ausgeübt wird. Das Doppelwerk zu Oberschlema hat 
aber auch noch die obere Gerichtsbarkeit. Jedes Blaufarbenwerk ist, so wie 
ein Bergwerk, in 128 Theile oder Kure abgetheilt und steht unter der Aufsicht 
eines Faktors. Auch sind noch bei jedem ein Farbenmeister und ein Vice - Far¬ 
benmeister angestellt. 
Schneeberg ist auf einem hohen, westlich mit andern noch höheren 
Bergen zusammenhängenden, nördlich, östlich und südlich schroff ab¬ 
fallenden Berge erbaut, der durch seinen vormaligen Silberreich¬ 
thum der Stadt (um 1470) ihren Ursprung und ihre Blüthe ge¬ 
geben hat. Auf dem Gipfel des Berges erhebt sich die P sarrkirche 
der Stadt, die größte evangelische Sachsens, deren Inneres mit 
den hochragenden Säulen und den weitgespannten Bogen gewiß 
auf Jeden, der in sie eintritt, einen erhebenden Eindruck macht. 
Den Altar, ein Geschenk kurfürstlichen Wohlwollens gegen die auf¬ 
blühende Stadt, schmücken Gemälde, von denen besonders das untere, 
ein Abendmahl von Lukas Cranach, werthvoll ist. Im 30jährigen 
Kriege hatten die Feinde dasselbe mit nach Prag geschleppt, wa¬ 
ren aber später gezwungen worden, es wieder herauszugeben. Die 
neue Orgel, ein Geschenk des im Jahre 1851 verstorbenen Han¬ 
delsherrn Carl Hänel, ist durch ihre Größe ausgezeichnet. Auf dem 
223 Fuß hohen Kirchthurme hängt Sachsens größte, 159 Centner 
schwere Glocke. Sie ist im Jahre 1498 gegossen und empfing den 
Namen Maria Gloriosa. Hell und angenehm von Ton wird 
sie bei günstigem Winde 4 Stunden weit, z. B. bis Stollberg, ge¬ 
hört. Bon der Kirche aus abwärts streckt sich nun die Stadt auf 
dem Rücken und an den Seiten des Berges hin mit dem Markt 
und dem Fürstenplatze und ihren, der bergigen Lage zufolge, zum 
Theil sehr ungeraden und steilen Straßen. Mitten auf dem 
Markte, oder eigentlich aus der Grenze zwischen Markt- und Fürsten¬ 
platz steht das neue, im Jahre 1851 erbaute Rathyaus mit seinem 
hohen und schlanken Thurme. Das frühere war im Jahre 1849 
durch Verbrecherhand eingeäschert worden. Andere sehenswerthe 
Gebäude sind: Die Hospitalkirche mit ihrer erst neuerdings durch 
die Freigebigkeit eines Privatmanns, August Hänel auf Nauenstein, 
hinzugefügten zwei Spitzthürmen, das Bergamtsgebäude, in wel¬ 
chem sich zugleich das Po stamt befindet,die M ilitärcaserne, und 
das Bergmagazin am südlichen Fuße des Berges. Unter den vielen 
stattlichen Privatgebäuden der Stadt ragt besonders das große Dank- 
wa rdsche Haus hervor, das, hart am südlichen Abhange des Bergs 
gelegen, einen köstlichen Blick ins Neustädtler Thal und nach dem 
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